Vom Gartensaal gelangt man in den Damensalon. Im 19. Jahrhundert war der Damensalon ein zentraler Raum in Schlössern und Herrenhäusern, speziell für die Hausherrin und ihre Gäste.
Dieser elegante Wohnraum diente dem gesellschaftlichen Austausch, Lesungen oder musikalischen Darbietungen und spiegelte den repräsentativen Anspruch des Hauses wider. Diese Salons waren Teil der gesellschaftlichen Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts, in denen Männer und Frauen eigene Räume für spezifische Aktivitäten hatten. Während Herren sich in Herrenzimmern trafen, boten Damensalons Frauen einen Rückzugsort für Kunst, Literatur und soziale Interaktion. Die Salonkultur trug zur Förderung von Musik, Literatur und Künsten bei und prägte den kulturellen Austausch der Zeit.
Der Damensalon ist in einer zarten Kalk-Kaseinfarbe gehalten, die mit natürlichen Pigmenten aus Ocker-Grün und Ocker-Gelb getönt wurde. Diese Farbgestaltung unterstreicht die warme und einladende Atmosphäre des Raumes, der seiner ursprünglichen Funktion als zentraler Ort des gesellschaftlichen Lebens gerecht wird.
Der Damensalon um 1920
Die Familie von François und die Gründung von Windhoek
Eine besondere historische Note erhält der Damensalon durch die ausgestellten Ölgemälde der Hugenottenfamilie von François, zu der auch die Mutter von Alexander von der Schulenburg gehörte.
Bruno Hugo Karl Friedrich von François (*29. Juni 1818 in Magdeburg; †6. August 1870 bei Spicheren) war ein preußischer Generalmajor. Er trat 1834 in die Preußische Armee ein und nahm an mehreren Feldzügen teil, darunter der Krieg gegen Dänemark 1864 und der Deutsche Krieg 1866, in dem er in der Schlacht bei Königgrätz verwundet wurde und den Orden Pour le Mérite erhielt. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870 führte er die 27. Infanterie-Brigade und fiel in der Schlacht bei Spichern. Seine Söhne Curt und Hermann von François wurden ebenfalls hohe Militärs.
Hauptmann Curt von François, spielte eine Schlüsselrolle bei der Gründung der heutigen Hauptstadt Namibias, Windhoek. Im Jahr 1840 hatte Jan Jonker Afrikaaner das Hochland besetzt und nach seiner südafrikanischen Heimat Winterhoek benannt. Dieser strategisch wichtige Ort wurde zum umkämpften Durchgang zwischen den Hereros und Namas. Am 18. Oktober 1890 besetzte Curt von François mit 32 Mann der deutschen Schutztruppe diesen Ort und begann noch am selben Tag mit dem Bau einer Festung. Diese Gründung markierte den Grundstein für die heutige Landeshauptstadt Windhoek und symbolisiert einen historischen Wendepunkt in der Region. Die Festung unterstrich die strategische Bedeutung des Platzes und etablierte die deutsche Präsenz vor Ort.
Der Raum im 18. Jahrhundert
Laut dem Inventar von 1752 umfasste die Ausstattung 31 Bahnen gelbe Brocadell-Tapeten sowie 4 Gardinen und 2 Falballas aus weißer Leinwand.
Ein großes Bett à la Duchesse, außen mit weißer Garnierung, mit oberem und unterem Bassemens sowie Gardinen aus Doublett, innen mit Himmel, Chandtourne (?) und Decke aus gelbem Moiré. Ein Bett à la Duchesse ist ein französisches Himmelbett aus dem 17. und 18. Jahrhundert, bei dem der Baldachin (Himmel) direkt an der Decke befestigt ist und das Bett ohne die typischen vier Pfosten auskommt. Dieses Design verleiht dem Bett eine schwebende Eleganz und war besonders in adeligen Kreisen beliebt. Dazu gehörte eine separate Decke aus chinesischem Zitz. Das Bettzeug bestand aus einer großen Madratze, einem rot-weiß gestreiften Parchen Unterbett, einem Kopfpolster aus demselben Stoff, einem blau-weiß drellenen Fulipfuhl, einem gelb-grün-rot-weiß gestreiften Leinen-Oberbett mit extra feinen Daunen, zwei Kopfkissen aus demselben Stoff sowie einem Strohsack (alles mit Nr. 2 signiert).
Ein großes Sofa mit gelbem Doublett, weiß garniert, sowie sechs Stühle mit demselben Stoff überzogen, ein ovaler Spiegel mit Nussbaumrahmen, ein Nussbaumtisch unter dem Spiegel und zwei kleine Ecktische aus Nussbaum vervollständigten die Möblierung.
Die Wände wurden mit einem Surporte mit Kapaun, zwei Hühnern und einem Lamm sowie einem Supraporte weiteren mit Hahn, zwei Hühnern und drei Tauben dekoriert. Eine dieser Supraporten hat zusammen mit der Tür den Umbau von 1843 überdauert und sich bis zur Vertreibung der Familie von der Schulenburg 1945 im Zuge der Bodenreform erhalten, wie man auf dem Foto um 1920 erkennen kann. Außerdem erwähnt wird eine Darstellung der Himmelfahrt Christi, mit Gold und Silber auf Couleur-Seide bestickt.
KI generierte Ansicht des Raums um 1750
Dazu kam das Porträt der Königin, Frau Mutter Seiner Majestät des Königs von Preußen. Dabei könnte Sophia Dorothea von Hannover (*1687–1757) gemeint sein. Sie war die Ehefrau von Friedrich Wilhelm I. von Preußen (*1688–1740), dem sogenannten „Soldatenkönig“, und die Mutter von Friedrich II. (der Große) (*1712–1786), der ab 1740 König von Preußen war. Da Friedrich II. ab 1740 regierte, wäre seine Mutter Sophia Dorothea zur Zeit der Inventarisierung 1743 die „Königin Mutter“. Sophia Dorothea war eine geborene Prinzessin von Hannover, Tochter von Georg I. von Großbritannien, und hatte starken Einfluss auf die kulturellen und höfischen Gepflogenheiten in Preußen.
In dem angrenzenden kleinen Kabinett befand sich ein zusammenlegbares Bett für einen Domestiken sowie ein gelber Stuhl, der eine Comodité enthielt (hierbei handelt es ich wahrscheinlich um einen “Chaise Percée” oder “Stuhl mit Nachttopf”, auch “Commodenstuhl” genannt. Diese Stühle waren speziell für den Gebrauch als Toilettenstuhl konzipiert und verfügten über eine herausnehmbare Schüssel oder einen Topf, der diskret unter einer gepolsterten Sitzfläche verborgen war).
Eine verdeckte Tür mit tapezierter Verkleidung (wurde um 2008 geschlossen) führte vermutlich in die Retirade, ein kleines Kabinet mit Waschgelegenheit, das heute als Gästetoilette genutzt wird.