Die Familie von der Schulenburg

Das Geschlecht derer von der Schulenburg ist eines der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Neben ihrer Bedeutung als Ritter und Landbesitzer waren Mitglieder der Familie in verschiedenen historischen Epochen prägende Persönlichkeiten. Bereits im 18. Jahrhundert war Graf Matthias Johann von der Schulenburg ein bedeutender Feldherr, der insbesondere durch seinen Sieg in der Schlacht von Korfu gegen das Osmanische Reich Berühmtheit erlangte. Auch in der Zeit der Aufklärung und des Barocks stellte die Familie bedeutende Staatsmänner und Diplomaten. Ihre Besitzungen erstreckten sich über die Altmark hinaus und sicherten über Jahrhunderte eine wirtschaftliche Grundlage für ihr Engagement in Militär und Verwaltung.

Die Kollektivierung auf dem Land

links: Genossenschaftsbäuerinnen beim Kartoffellegen in der LPG Oehna (Jüterbog)  © RBB

Kein anderes deutsch-deutsches Thema ist seit der Einheit so präsent wie die sogenannten "Bodenreformen". Zwei große Neuverteilungen von Land gab es in der Geschichte der DDR. Gleich nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges gingen die Sowjets daran "Junkerland in Bauernhand“ umzuwandeln. Mit den Junkern waren die ostpreußischen Großgrundbesitzer gemeint. Alle mutmaßlichen Kriegsverbrecher, Funktionäre und Repräsentanten der NSDAP sowie alle Landbesitzer, die Güter mit mehr als 100 Hektar Land besaßen, wurden entschädigungslos enteignet.
Das Land wurde an so genannte Neubauern, Landarbeiter und Flüchtlinge verteilt. Doch die Freude über das Gewonnene währte nur kurz: Die zweite Umverteilung - besser gesagt Kollektivierung - wurde von der SED in den 1950er Jahren angegangen. "Vom Ich zum Wir", so lautete vor mehr als 50 Jahren die propagandistische Parole der SED-Politik auf dem Lande. Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften sollten die Versorgung der Menschen und die Macht der Partei sichern. Die DDR-Führung glaubte zunächst, die Landbevölkerung "auf freiwilliger Basis" von den angeblichen Vorzügen einer kollektivierten Landwirtschaft zu überzeugen. Muster-LPGen sollten wie "Leuchttürme auf dem Lande" die Idee von der Sowjetisierung in alle Dörfer tragen.

links: Einsammeln der Grenzsteine in den Dörfern Klein und Groß Upahl
   
Doch gleichzeitig wurden die Klein- und Mittelbauern mit Repressionen und hohen Zwangsabgaben drangsaliert, die "Klassenpolitik" der SED vertrieb Zehntausende Bauern in den Westen. Jahrhundertealte soziale Bindungen gingen verloren. Am 17. Juni 1953 kippte die Stimmung auch auf dem Lande. Mit der Politik des "Neuen Kurses" wurde der harte Kurs Ulbrichts zunächst aufgegeben. Doch es war nur eine Atempause bis zur fast vollständigen Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR. Ende der 50er Jahre wähnte sich SED-Chef Walter Ulbricht wieder in einer sicheren Ausgangsposition, um die Kollektivierung der Landwirtschaft erneut voranzutreiben. Vor allem durch eine Politik des Zwanges.
Propagandatrupps erschienen in den Dörfern und setzten die verbliebenen Einzelbauern unter Druck. Von nun an wurde die Kollektivierung unter der "Perspektive des Sieges des Sozialismus" betrachtet. Ein Propagandakrieg mit dem Westen erhöhte die politische Repression.
Viele Bauern standen vor der Wahl: Einwilligung oder Flucht. Schließlich leisteten die Staatsorgane ganze Arbeit: immer mehr DDR-Bezirke konnten "vollgenossenschaftliche Kreise" nach Ost-Berlin melden. Das jahrhundertealte Einzelbauerntum war zerschlagen, die Landwirtschaft fast vollständig industrialisiert.
Im Januar 2004 entschied eine Kammer des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte überraschend, das die Erben der Jungbauern die rechtmäßigen Besitzer des Landes sind. Das Gericht revidierte damit eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts und sprach das Land den Bauern zu, die es aus Enteignung erhalten hatten - später aber den Zwangskollektivierungen zum Opfer fielen.

Literatur:

Zwischen Bodenreform und Kollektivierung. Vor- und Frühgeschichte der "sozialistischen Landwirtschaft" in der SBZ/DDR vom Kriegsende bis in die fünfziger Jahre. Kluge, Ulrich (Hrsg.)
Steiner Verlag, Stuttgart 2001, EUR 65,00, ISBN: 3-515-07892-4

Alltagsleben im "sozialistischen Dorf". Merxleben und seine LPG im Spannungsfeld der SED-Agrarpolitik (1945-1990).
Schier, Barbara
Waxmann Verlag, München, Münster, New York, Berlin 2001, EUR 19,50, ISBN: 3-8309-1099-1

Von der LPG zur Agrargenossenschaft. Untersuchungen zur Transformation genossenschaftlich organisierter Agrarunternehmen in Ostdeutschland.
Laschewski, Lutz
Edition Sigma, Berlin 1998, EUR 19,50, ISBN: 3-89404-642-2

LPG - was nun? Agrarkonzentration im Osten Deutschlands. Die Neugestaltung des ländlichen Raumes.
Brückner, Thomas (Hrsg.)
Internationalismus-Verlag, Hannover 1992, ISBN: 3-922218-38-5

Quelle: 3Sat Fernsehen


Mit Fritz I., dem näheren Stammvater aller drei Äste der weißen Linie des Hauses von der Schulenburg, beschreibe ich jetzt den Lebensweg eines Mannes, der den Übergang der Mark Brandenburg an die Hohenzollern aktiv miterlebte. Er zeigte sich dabei als ein selbstbewusster Schloßgesessener seiner Zeit und herausragender Vertreter des gemäßigten Teils des märkischen Adels.
Matthias I. von der Schulenburg war Kurbrandenburgischer Rat, Landeshauptmann der Altmark , Ritter und Herr auf Beetzendorf sowie Pfandinhaber von Altenhausen .
Bernhard XI. von der Schulenburg († 1500 ) war Herr auf Altenhausen , Angern und Beetzendorf . Er wurde zwischen 1475 und 1500 urkundlich erwähnt.
Matthias III. von der Schulenburg (* unbekannt, † 1542 , gefallen in den Türkenkriegen vor Pest ) war der Sohn von Bernhard XI. von der Schulenburg und Adelheid von Bülow. Er war Herr auf Beetzendorf und setzte die Linie der Familie fort.
Die acht Söhne des Matthias III. von der Schulenburg und Margarethe von der Lühe († 1525), die das Erwachsenenalter erreichten, zeigten bis auf den jüngsten eine ausgeprägte Neigung zum Soldatenstand und nahmen an Kriegszügen teil, aus denen drei nicht zurückkehrten. Der älteste Sohn, Jakob II. (*25.03.1515 in Beetzendorf , †1576 in Magdeburg ), ist neben Fritz VIII. der zweite große Söldnerführer , den das Schulenburg'sche Geschlecht in dieser Epoche hervorgebracht hat.
Daniel I. Reichsfreiherr von der Schulenburg ( 03.06.1538 auf Altenhausen, 06.11.1594 auf Angern) war eine zentrale Persönlichkeit seiner Zeit und prägte die Altmark politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich nachhaltig. Als Landrat zu Magdeburg und Herr auf den Gütern Altenhausen , Angern und Beetzendorf verwaltete er bedeutende Besitzungen. 1565 wurde ihm der Titel des Reichsfreiherren verliehen, der seinen politischen und gesellschaftlichen Einfluss unterstrich.
Henning III. von der Schulenburg (*1587, †01.09.1637) übernahm nach dem Tod seines Vaters Daniel I. den Burghof in Angern. Während des Dreißigjährigen Krieges erlebte er die Verwüstungen, als Angern 1631 zwischen die Fronten der kaiserlichen Truppen unter General Tilly und der schwedischen Armee geriet.
Herr auf Angern, Kehnert mit Cobbel, Schricke und Falkenburg (* 06.09.1621 auf Angern, + 19.05.1691 in Kehnert). Studierte an der Universität Helmstedt , die im 17. Jahrhundert eine der führenden Bildungsstätten Deutschlands war. Das Studium deutet darauf hin, dass er sich auf Verwaltungs- und Rechtsfragen spezialisierte, um die Güter effizient zu leiten.
Henning Christoph von der Schulenburg (* 1648 oder 1649 auf Angern , † 27.12.1683 in Staßfurt ) war ein Kurbrandenburgischer Hauptmann und Herr auf Angern. Er war der älteste Sohn von Heinrich XI. von der Schulenburg und erbte nach dessen Tod die Güter Angern und Falkenberg. Henning Christoph war verantwortlich für die Verwaltung und den Erhalt der Familienbesitzungen, die unter wirtschaftlichem Druck standen. Während seiner Amtszeit begann der Wiederaufbau der in den vorangegangenen Konflikten beschädigten Gebäude und Güter.
Zu höherem Ruhm in der savoyischen Armee (seit 1720 kgl. sardinische Armee, Anmerkung: Im Frieden von Utrecht 1713 musste Spanien Sizilien und Teile des Herzogtums Mailand an das Herrscherhaus Savoyen-Piemont abtreten, woraufhin der Herzog den Königstitel annahm. Sizilien wurde 1720 gegen Sardinien getauscht, Savoyen-Piemont mit Sardinien zum Königreich Piemont-Sardinien vereinigt. 1738 wurden Novara und Tortona und 1748 weitere Gebiete erworben) gelangte sein jüngerer Bruder Christoph Daniel I . Christoph Daniel von der Schulenburg ist Sohn des Henning Christoph, General der Infanterie auf Angern und Krüssau . Geb. 11.2.1679, gest. 22.11.1763 in Angern.
Die Familiengeschichte des Hauses Angern nimmt seinen weiteren Lauf mit den Söhnen Henning Christophs v.d. Schulenburg : Heinrich Hartwig I (* 23.09.1677 auf Angern, nach anderen Quellen Staßfurth; † 17.06.1734 auf Angern) und Christoph Daniel I .
Alexander Friedrich Christoph ( 05.08.1720 – 19.09.1801 ) ist Sohn des Heinrich Hartwig I. (Oberst auf Angern, Wenddorf und Bülitz). Sein Oheim Christoph Daniel setzte ihm im Testament das Gut Krüssau als ein Majorat aus. Im Kodizill 1763 wurde dies jedoch dahingehend geändert, dass er Angern als Majorat bekommen sollte, wenn er den österreichischen Dienst verließe und von seinem Landesherrn König Friedrich II. wegen dieses Fehlers Verzeihung erhielte.
Friedrich Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 10. Februar 1769 auf Angern; + 16. Mai 1821 in Magdeburg) ist Sohn des Alexander Friedrich Christoph Graf von der Schulenburg .
Edo Friedrich Christoph Daniel , geb. 27.04.1816 in Angern, gest. 06.08.1904 in Angern, wurde 1821 dritter Fideikommissherr auf Angern. Edo war einziger Sohn des Magdeburger Regierungspräsidenten Friedrich Graf v.d. Schulenburg aus dessen zweiter Ehe mit der Tochter des Braunschweigischen Landdrosten, Auguste Luise Adolphine von Cramm. Bei seiner Taufe übernahm König Friedrich Wilhelm III . eine Patenstelle.
Friedrich Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 1843; † 1921) war ein deutscher Landrat und Mitglied des preußischen Herrenhauses. Sein Leben und Wirken ist ebenfalls auf seiner Wikipedia-Seite beschrieben.
Sigurd Wilhelm Graf von der Schulenburg (* 1882; † 1956 in Rheden), Sohn des Friedrich Wilhelm Christoph Daniel (1843-1921) war der fünfte und letzte Fideikommissherr auf Angern. Bei seiner Taufe am 5. November 1882 übernahm Kaiser Wilhelm I. eine Patenstelle , wie auch bei seinem Vater, Großvater und Urgroßvater die damals regierenden preußischen Könige Taufpaten gewesen waren.
Kuno Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 1923 in Magdeburg; † 1987 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Jurist und Mitglied der XXI. Generation der Familie von der Schulenburg. Kuno Wilhelm wurde als Sohn von Sigurd-Wilhelm Graf von der Schulenburg geboren.
Alexander Friedrich Christoph Graf von der Schulenburg wurde am 4. August 1968 in Frankfurt am Main geboren. Er führt die lange Tradition seiner Familie fort, die seit fast 500 Jahren in Angern verwurzelt ist, und engagiert sich für die Bewirtschaftung der Forstflächen sowie die Erhaltung des Schlosses und der dazugehörigen Ländereien.