Die Besitzgeschichte der Burg Angern lässt sich ab dem 14. Jahrhundert anhand von Lehnbriefen, Pfandverträgen und erzbischöflichen Urkunden nachvollziehen. Die frühe Geschichte ist dabei durch häufige Besitzerwechsel und konkurrierende Lehnsverhältnisse geprägt, was auf die strategische Bedeutung der Anlage und den politischen Druck auf das Erzstift Magdeburg hinweist. Erstmals wird die Burg im Jahr 1343 als Besitz eines Gerlof von Brunhorcz erwähnt. Im Jahr 1363 erscheint Lüdecke von Grieben als Lehnsträger. Er war kein Angehöriger der hochadeligen Familie von Grieben, sondern ein Vasall, der deren Namen übernommen hatte – ein im Mittelalter verbreitetes Phänomen, um familiäre Zugehörigkeit oder Schutzverhältnisse zu demonstrieren. 1370 sind Lüdecke von Grieben und zwei Söhne des Ritters Jakob von Eichendorf gemeinsam mit Angern belehnt.
1381 wurde die Burg belagert, da der damalige Lehnsherr, Ritter Gebhard von Alvensleben, auch von Klötze genannt, durch Raubüberfälle auf einer wichtigen Handelsstraße Feinde unter den Magdeburger Bürgern fand. Nach kurzer Beschießung wurde die Burg für 400 Mark Silber an die Angreifer übergeben und später für 900 Mark zurückgekauft und integrierte sie erneut in das Lehnswesen des Erzstifts. In den folgenden Jahrzehnten wechselte die Burg mehrfach den Besitzer. 1448 wurde sie den Brüdern Busso, Bernhard und Matthias von der Schulenburg als männliches Lehen zugesprochen. Die Brüder teilten den Besitz auf, was zur Entstehung mehrerer Zweige der Familie führte. Busso erhielt das Gut Vergunst, während Bernhard und Matthias das Schloss gemeinsam bewohnten, jedoch separate Gutshöfe unterhielten. Im Laufe der Jahrhunderte ging der Besitz immer wieder auf verschiedene Mitglieder der Familie über.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Burg mehrfach verpfändet. 1391 wurde sie von Hermann von Standorf eingelöst. Bereits ein Jahr später, 1392, wurde sie an Henning von Rengerslage für 800 Böhmische Gulden verpfändet. 1403 löste Erzbischof Günter II. von Schwarzburg die Burg von den Gebrüdern Albrecht und Cuno von Rengerslage wieder ein. 1411 gelangte die Anlage als Pfand an Sander von Hermersdorf, der sie 1424 gegen 400 Rheinische Gulden an Margarethe und Diether von Zerbst sowie an die Gebrüder Ritter Bernhard und Werner von der Schulenburg übergab.
1448 wurde die Burg durch Lehnbrief des Erzbischofs Friedrich III. von Beichlingen endgültig an die Familie von der Schulenburg vergeben. Drei Söhne des Fritz (I) von der Schulenburg auf Beetzendorf – Busso, Bernhard und Matthias – wurden „zu rechtem männlichen Lehen“ mit der Anlage belehnt. Damit begann eine bis ins 17. Jahrhundert andauernde Phase kontinuierlichen Besitzes durch die Familie von der Schulenburg, die durch umfassende wirtschaftliche Nutzung, teilweisen Umbau und Integration in ein regionales Gutssystem geprägt war.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg mehrfach besetzt und erlitt erhebliche Schäden.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg mehrfach besetzt, geräumt und zerstört. 1631, nach der Belagerung und Zerstörung Magdeburgs, wurde die Burg von schwedischen Truppen angegriffen und in Brand gesetzt. Nach dem Krieg begann ein langsamer Wiederaufbau.
Der damalige Besitzer Henning III. von der Schulenburg (1587–1637) blieb bis zu seinem Tod vor Ort und beherbergte zeitweise auch seine Verwandten aus Altenhausen. Nach dem Krieg trat sein Sohn Heinrich XI. von der Schulenburg (1621–1691) das Erbe an. 1650 wurde die Kirchenvisitation im Haus Heinrichs von der Schulenburg abgehalten, was auf eine Wiederbewohnung des Schlosses hindeutet. Die bauliche Situation war jedoch schwierig. Der alte Turm, der teilweise erhalten geblieben war, wurde als baufällig und reparaturanfällig beschrieben, sodass er in späteren Jahren nicht mehr genutzt wurde:
„Worinne zwar viel Zimmer erbauet, allenthalben aber derselbe absonderlich im Fundament sehr baufällig und viel zur Reparatur kosten möchte, auch dem Besitzer fast mehr schädlich als zuträglich“ (vgl. Dorfchronik Angern).
Quellen:
- Dorfchronik Angern, Handschrift um 1650, Gutsarchiv Angern
- Gutsarchiv Angern, Rep. H Angern Nr. 412
- Ziesemer, Ernst: Die mittelalterlichen Burgen der Altmark. Magdeburg 1994
- Boockmann, Hartmut: Die Burgen im deutschen Sprachraum. München 2002
- Lehnsakten des Erzstifts Magdeburg, 14.–15. Jahrhundert