Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Die Besitzgeschichte der Burg Angern lässt sich ab dem 14. Jahrhundert anhand von Lehnbriefen, Pfandverträgen und erzbischöflichen Urkunden nachvollziehen. Die frühe Geschichte ist dabei durch häufige Besitzerwechsel und konkurrierende Lehnsverhältnisse geprägt, was auf die strategische Bedeutung der Anlage und den politischen Druck auf das Erzstift Magdeburg hinweist. Erstmals wird die Burg im Jahr 1343 als Besitz eines Gerlof von Brunhorcz erwähnt. Im Jahr 1363 erscheint Lüdecke von Grieben als Lehnsträger. Er war kein Angehöriger der hochadeligen Familie von Grieben, sondern ein Vasall, der deren Namen übernommen hatte – ein im Mittelalter verbreitetes Phänomen, um familiäre Zugehörigkeit oder Schutzverhältnisse zu demonstrieren. 1370 sind Lüdecke von Grieben und zwei Söhne des Ritters Jakob von Eichendorf gemeinsam mit Angern belehnt.

1381 wurde die Burg belagert, da der damalige Lehnsherr, Ritter Gebhard von Alvensleben, auch von Klötze genannt, durch Raubüberfälle auf einer wichtigen Handelsstraße Feinde unter den Magdeburger Bürgern fand. Nach kurzer Beschießung wurde die Burg für 400 Mark Silber an die Angreifer übergeben und später für 900 Mark zurückgekauft und integrierte sie erneut in das Lehnswesen des Erzstifts. In den folgenden Jahrzehnten wechselte die Burg mehrfach den Besitzer. 1448 wurde sie den Brüdern Busso, Bernhard und Matthias von der Schulenburg als männliches Lehen zugesprochen. Die Brüder teilten den Besitz auf, was zur Entstehung mehrerer Zweige der Familie führte. Busso erhielt das Gut Vergunst, während Bernhard und Matthias das Schloss gemeinsam bewohnten, jedoch separate Gutshöfe unterhielten. Im Laufe der Jahrhunderte ging der Besitz immer wieder auf verschiedene Mitglieder der Familie über.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Burg mehrfach verpfändet. 1391 wurde sie von Hermann von Standorf eingelöst. Bereits ein Jahr später, 1392, wurde sie an Henning von Rengerslage für 800 Böhmische Gulden verpfändet. 1403 löste Erzbischof Günter II. von Schwarzburg die Burg von den Gebrüdern Albrecht und Cuno von Rengerslage wieder ein. 1411 gelangte die Anlage als Pfand an Sander von Hermersdorf, der sie 1424 gegen 400 Rheinische Gulden an Margarethe und Diether von Zerbst sowie an die Gebrüder Ritter Bernhard und Werner von der Schulenburg übergab.

1448 wurde die Burg durch Lehnbrief des Erzbischofs Friedrich III. von Beichlingen endgültig an die Familie von der Schulenburg vergeben. Drei Söhne des Fritz (I) von der Schulenburg auf Beetzendorf – Busso, Bernhard und Matthias – wurden „zu rechtem männlichen Lehen“ mit der Anlage belehnt. Damit begann eine bis ins 17. Jahrhundert andauernde Phase kontinuierlichen Besitzes durch die Familie von der Schulenburg, die durch umfassende wirtschaftliche Nutzung, teilweisen Umbau und Integration in ein regionales Gutssystem geprägt war.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg mehrfach besetzt und erlitt erhebliche Schäden.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg mehrfach besetzt, geräumt und zerstört. 1631, nach der Belagerung und Zerstörung Magdeburgs, wurde die Burg von schwedischen Truppen angegriffen und in Brand gesetzt. Nach dem Krieg begann ein langsamer Wiederaufbau.

Der damalige Besitzer Henning III. von der Schulenburg (1587–1637) blieb bis zu seinem Tod vor Ort und beherbergte zeitweise auch seine Verwandten aus Altenhausen. Nach dem Krieg trat sein Sohn Heinrich XI. von der Schulenburg (1621–1691) das Erbe an. 1650 wurde die Kirchenvisitation im Haus Heinrichs von der Schulenburg abgehalten, was auf eine Wiederbewohnung des Schlosses hindeutet.  Die bauliche Situation war jedoch schwierig. Der alte Turm, der teilweise erhalten geblieben war, wurde als baufällig und reparaturanfällig beschrieben, sodass er in späteren Jahren nicht mehr genutzt wurde:

„Worinne zwar viel Zimmer erbauet, allenthalben aber derselbe absonderlich im Fundament sehr baufällig und viel zur Reparatur kosten möchte, auch dem Besitzer fast mehr schädlich als zuträglich“ (vgl. Dorfchronik Angern).

Quellen:

  • Dorfchronik Angern, Handschrift um 1650, Gutsarchiv Angern
  • Gutsarchiv Angern, Rep. H Angern Nr. 412
  • Ziesemer, Ernst: Die mittelalterlichen Burgen der Altmark. Magdeburg 1994
  • Boockmann, Hartmut: Die Burgen im deutschen Sprachraum. München 2002
  • Lehnsakten des Erzstifts Magdeburg, 14.–15. Jahrhundert
Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Die Burg Angern als Herrschafts- und Wehranlage stellt in ihrer historischen Entwicklung ein typisches Beispiel einer spätmittelalterlichen Wasserburg des niederen Adels im mitteldeutschen Raum dar. Ihre Entstehung unter Erzbischof Otto von Magdeburg im 14. Jahrhundert war eng mit den Machtinteressen des Erzstifts Magdeburg verbunden. Die Wahl des Standorts – auf einer inselartigen Erhebung inmitten der Elbniederung – folgte sowohl militärisch-strategischen als auch wirtschaftlich-topographischen Überlegungen. In unmittelbarer Nähe wichtiger Verkehrswege und Elbübergänge gelegen, diente die Burg der Kontrolle von Handelsrouten, der Sicherung regionaler Besitzverhältnisse und der symbolischen Machtdemonstration.
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.