Von der Polterkammer, dem Empfang und dem Herrensalon gelangt man in das Dienstzimmer. In historischen Schlössern des 19. Jahrhunderts waren Dienstzimmer oft integraler Bestandteil der Raumaufteilung. Sie wurden von Schlossverwaltern, Aufsehern oder anderen Bediensteten genutzt, um administrative Aufgaben zu erledigen.

Beispielsweise verfügte das Neue Palais über zwei Dienstzimmer für den Dienststellenleiter und die Schlossaufseher. Heute ist das Dienstzimmer restauriert und beherbergt die Bibliothek, die zahlreiche Werke über die Geschichte der Region, die Familie von der Schulenburg und allgemeine Literatur aus verschiedenen Epochen umfasst und die im 19. Jahrhundert im westlichen Seitenflügel untergebracht war. 

Das Dienstzimmer um 1920

Der Raum im 18. Jahrhundert

Die Antichambre vor Seiner Exzellenz Zimmer, gleich rechter Hand des Schlossflurs, war mit neunzehn Bahnen aus gelb-rotem Brocadell-Tapeten bespannt, die eine edle und warme Atmosphäre schufen. Der Raum beherbergte eine kunstvolle Pendule, deren Gehäuse in Grün und Weiß bemalt war, was dem Raum ein dekoratives Element hinzufügte und als stilvolle Uhr diente.

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Beispielhafte Pendule aus dem 18. Jahrhundert

Die Fenster des Raumes waren mit vier weißen leinwandenen Gardinen geschmückt, die durch zwei kunstvoll drapierte Fallballas ergänzt wurden. Diese Vorhänge verliehen dem Raum eine elegante, aber funktionale Gestaltung und ermöglichten eine angenehme Regulierung von Licht und Privatsphäre.

Besondere künstlerische Akzente setzten drei großformatige Supraporten, die sogenannte italienische Bauernstücke oder Bacchanalien darstellten. Diese Gemälde zeigten ländliche Szenen mit allegorischen Darstellungen aus der antiken Mythologie, inspiriert von Festen zu Ehren des Weingottes Dionysos oder Bacchus. Sie unterstrichen den gehobenen Geschmack des Hausherrn und seine Wertschätzung für klassische Kunst.

Ein zentrales Möbelstück war eine Schlafbank, die zugleich als Tisch genutzt wurde. Diese war mit einer gestreiften Decke aus rot, weiß und grün gefärbter Wolle bedeckt. Das Schlaflager umfasste eine weiche Matratze, ein passendes Polster, ein Kopfkissen sowie eine warme wollene Decke. Ergänzend dazu lag ein mit Leinen bezogener Strohsack bereit, der zur zusätzlichen Polsterung oder als alternative Schlafunterlage diente.Eine Schlafbank um 1750 war ein multifunktionales Möbelstück, das sowohl als Sitzgelegenheit als auch als Schlafplatz diente. Typischerweise bestand sie aus Holz und ähnelte einer heutigen Bank mit Rückenlehne und Armlehnen. Der Sitzbereich konnte oft aufgeklappt oder ausgezogen werden, um eine größere Liegefläche zu schaffen. Die Schlafbank war mit einer gestreiften Decke in Rot, Weiß und Grün bedeckt. Solche Decken waren im 18. Jahrhundert üblich und wurden häufig aus Wolle oder Leinen gefertigt. Die Streifenmuster konnten variieren, aber Kombinationen aus Rot, Weiß und Grün waren beliebt und verliehen dem Raum eine lebhafte Farbgebung.

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KI Rekonstruktion der Schlafbank im Dienstzimmer um 1752

Unser Rundgang beginnt mit der beeindruckenden Ansicht des Schlosses von der Nordseite. Diese Perspektive bietet einen Blick auf die repräsentative Vorfahrt und die markanten Eingangstüren des Hauptgebäudes sowie der beiden Seitenflügel. Die Nordseite vermittelt einen ersten Eindruck von der eleganten Architektur und Symmetrie des Schlosses.
Das großzügige Foyer des Schlosses verbindet Eleganz und historische Bedeutung. Im 19. Jahrhundert diente das Foyer in Schlössern als repräsentativer Eingangsbereich, der Besucher empfing und einen ersten Eindruck von der Pracht des Anwesens vermittelte. Es ist daher großzügig gestaltet und führt zum Gartensaal und dem Dienstzimmer des Hauses. Das imposante Treppenhaus verbindet die verschiedenen Stockwerke und unterstreicht die symmetrische Architektur.
Der Gartensaal präsentiert sich heute nach einer umfangreichen und denkmalgerechten Sanierung als prachtvoller Raum, der die reiche Geschichte des Schlosses bewahrt. Ursprünglich 1736 im Stil des Rokoko angelegt, wurde der Saal 1848 im Zuge eines umfassenden Umbaus des Schlosses neu gestaltet. Dennoch blieben wesentliche architektonische Elemente erhalten.
Vom Gartensaal gelangt man in den Damensalon. Im 19. Jahrhundert war der Damensalon ein zentraler Raum in Schlössern und Herrenhäusern , speziell für die Hausherrin und ihre Gäste.
Der Herrensalon grenzt direkt an den Gartensaal und bietet Zugang zum ehemaligen Dienstzimmer des Hausherrn sowie zum angrenzenden Kabinett. Der Begriff Herrensalon bezeichnet traditionell einen Raum in Schlössern oder Herrenhäusern, der speziell für die männlichen Hausherren und ihre Gäste vorgesehen war. Diese Salons dienten im 19. Jahrhundert als Rückzugsorte für Männer, um Gespräche zu führen, Geschäfte abzuwickeln oder Freizeitaktivitäten nachzugehen.
Vom Herrensalon und von der Polterkammer gelangt man in das Kabinett, das durch seinen beeindruckenden Marmorkamin hervorsticht. Die Wände des Kabinetts sind mit Stichen und Porträts der preußischen Könige geschmückt, die Szenen aus ihrem Leben und ihrer Herrschaft darstellen.
Die sogenannte Polterkammer beeindruckt mit seinen kunstvoll verzierten Säulen, deren geschnitzte Kapitelle doppelköpfige Adler zeigen, ein Symbol des Adels. Ihre klassizistischen Kapitelle sind reich verziert und bilden einen harmonischen Kontrast zu den anderen Elementen des Raumes. Zeitgleich entstanden die prächtigen Türen, die den Sälen des Erdgeschosses ein einheitliches Erscheinungsbild verleihen. Ergänzt wird die Atmosphäre des Raumes durch Kupferstiche von Johann Elias Ridinger , die Jagdszenen darstellen und die Wände schmücken.
Von der Polterkammer, dem Empfang und dem Herrensalon gelangt man in das Dienstzimmer . In historischen Schlössern des 19. Jahrhunderts waren Dienstzimmer oft integraler Bestandteil der Raumaufteilung. Sie wurden von Schlossverwaltern, Aufsehern oder anderen Bediensteten genutzt, um administrative Aufgaben zu erledigen.
Von der Vorfahrt aus betritt man durch die Eingangstür den großzügigen Empfang des Schlosses. Besonders beeindruckend sind das barocke Treppengeländer mit stark profilierten Rechteckbalustern und die teilweise erhaltene historische Wandvertäfelung, die den Charakter des Schlosses unterstreichen. Über den Empfang erreicht man den Gartensaal , der sowohl zum Park als auch zu den zwei Salons des Schlosses führt: dem Damensalon und dem Herrensalon . Besonders hervorzuheben ist die aufwendig restaurierte, vergoldete Rokoko-Stuckdecke, die ebenso wie die eleganten Flügeltüren den repräsentativen Charakter der Räume betont. Die Zimmerflucht mit der barocken Sichtachse ( Enfilade ) bietet eine beeindruckende Perspektive durch alle Salons des Erdgeschosses. Im Keller kann man historische Kreuzgewölbe und Tonnengewölbe entdecken, die von der langen Geschichte des Schlosses zeugen. Zudem befinden sich dort, jedoch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, die Überreste der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten mittelalterlichen Burg. Die Räumlichkeiten werden privat genutzt und stehen leider für Besichtigungen nicht zur Verfügung. Wir bitte um Ihr Verständnis und laden Sie ein, auf diesen Seiten einen virtuellen Rundgang zu erleben. Ansicht des Schlosses Angern mit Blick auf den Park
Die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wären ohne die Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landes Sachsen-Anhalt sowie des Bördekreises nicht möglich gewesen.
Schlösser des 18. Jahrhunderts waren vielseitige Zentren, die das Leben des Adels umfassend strukturierten. Sie vereinten Wohnen, Repräsentation, Verwaltung und Kultur in einem prächtigen Rahmen, der die Macht und den Einfluss ihrer Besitzer widerspiegelte.
Im 19. Jahrhundert wurde dieser Raum genutzt als Speisezimmer der Familie. Heute befindet sich dort eine Mietwohnung. Der Raum im 18. Jahrhundert Das General-Inventarium von 1752 (Rep. H Angern Nr. 76) dokumentiert den gesamten Bestand des Schlosses zu Angern und bietet wertvolle Einblicke in die reiche Ausstattung des Anwesens. Demnach war "das große Zimmer linker Hand (vom) Eingang des Saales" reich ausgestattet und wurde offenbar als Gästewohnung genutzt.