Die Familie von der Schulenburg

Das Geschlecht derer von der Schulenburg ist eines der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Neben ihrer Bedeutung als Ritter und Landbesitzer waren Mitglieder der Familie in verschiedenen historischen Epochen prägende Persönlichkeiten. Bereits im 18. Jahrhundert war Graf Matthias Johann von der Schulenburg ein bedeutender Feldherr, der insbesondere durch seinen Sieg in der Schlacht von Korfu gegen das Osmanische Reich Berühmtheit erlangte. Auch in der Zeit der Aufklärung und des Barocks stellte die Familie bedeutende Staatsmänner und Diplomaten. Ihre Besitzungen erstreckten sich über die Altmark hinaus und sicherten über Jahrhunderte eine wirtschaftliche Grundlage für ihr Engagement in Militär und Verwaltung.

Die Familie von der Schulenburg findet im Jahre 1424 erstmals mit den Brüdern Ritter Barndt und Werner von der Schulenburg nach Angern. Nächst Beetzendorf ist Angern somit das Gut mit der ältesten schulenburgischen Tradition. Bereits 1424 erlangten die beiden Brüder Bernhard VI und Werner VIII v.d. Schulenburg (schwarzer Stamm) einen gemeinschaftlichen Pfandbesitz mit Dietrich v. Zerbst an Angern. Sie können den Besitz jedoch nicht halten.

Dafür gelingt es 1448 den Söhnen Fritz I und den Vettern Busso I (68), Bernhard VIII (72) und Matthias I (76) gemeinschaftlich und dauerhaft Angern mit Zubehör als Erblehen zu rechtem männlichen Leben vom Erzbischof von Magdeburg zu erwerben. Jede der drei Linien besaß ursprünglich einen eigenen Gutsanteil; die mittlere und jüngere Linie den Burghof in Angern, die ältere die Vergunst, einen Rittersitz außerhalb der Dorflage.

Sie werden auch die Stammväter der drei Linien des weißen Stammes, von denen die ältere und jüngere bis heute fortbestehen. Zu Angern gehört Ramstedt, das bis auf 44 Jahre im 19. Jahrhundert und 54 Jahre im 20. Jahrhundert in der Familie bleibt. Die drei tüchtigen Brüder sind auch an anderen Erwerbungen beteiligt, die bis in unsere Zeit in der Familie blieben. Bereits 1417 ist Busso I (68) Mitpfandbesitzer von Altenhausen, auf das sein Schwiegervater Jahn v. Oberg Pfandinhaber ist. 1475 erhält (zum Ende seines Lebens) der jüngere der drei Brüder, Matthias I (76) und sein Sohn Bernhard XI (113) vom Erzbischof von Magdeburg die Erlaubnis, das Schloß Altenhausen von Ortgis Klencke einzulösen.

1485 wird mit Zustimmung des Domkapitels der erste Lehensbrief ausgestellt. Bodendorf gehört zu Altenhausen und spaltet sich erst später ab. Bald nach dem Erwerb von Altenhausen bringt dieser Bernhard XI (113) von der Äbtissin von Althaldensleben die Klostergüter in Emden wieder käuflich an sich. Zum Schloß Altenhausen gehört die Mark zu Schricke, die erst später zu Angern kommt. (Weitere Erwerbungen werden durch die erheblich Mitgift seiner Frau möglich, können sich jedoch nicht dauerhaft halten).

Im Jahre 1567 wird das Lehen auf die weiße Linie des Geschlechts als Fideikommiss übertragen, was bedeutet, dass der Besitz auch nach dem Tod des Lehnsinhabers in der Familie verbleibt und nicht an den Erzbischof zurückfällt. Diese drei Brüder vererbten Schloss Angern an ihre männlichen Nachkommen, was zur Folge hatte, dass der einst große Besitz immer mehr zersplitterte.

Erst Christoph Daniel von der Schulenburg, der in sardinischen Diensten zu großem Reichtum gekommen war, vereinte 1734 und 1738 wieder alle Teile durch Kauf in einer Hand, erbaute das heutige Schloss und erweiterte die Kirche. Das Schloss sowie das Rittergut mit ca. 1800 ha land- und forstwirtschaftlicher Fläche wurden 1949 in der Bodenreform entschädigungslos enteignet.

Nach einer Unterbrechung von 50 Jahren kehrte die Familie Graf v.d. Schulenburg 1998 nach Angern zurück, wo ihre Vorfahren über 500 Jahre lang ihre lieb gewonnene Heimat gefunden hatten. Neben dem Schloss werden in Angern und Umgebung 980 Hektar Wald (siehe Forstwirtschaft) bewirtschaftet.

3 Generationen auf einem Foto

v.l.n.r.:

Mit Fritz I., dem näheren Stammvater aller drei Äste der weißen Linie des Hauses von der Schulenburg, beschreibe ich jetzt den Lebensweg eines Mannes, der den Übergang der Mark Brandenburg an die Hohenzollern aktiv miterlebte. Er zeigte sich dabei als ein selbstbewusster Schloßgesessener seiner Zeit und herausragender Vertreter des gemäßigten Teils des märkischen Adels.
Matthias I. von der Schulenburg war Kurbrandenburgischer Rat, Landeshauptmann der Altmark , Ritter und Herr auf Beetzendorf sowie Pfandinhaber von Altenhausen .
Bernhard XI. von der Schulenburg († 1500 ) war Herr auf Altenhausen , Angern und Beetzendorf . Er wurde zwischen 1475 und 1500 urkundlich erwähnt.
Matthias III. von der Schulenburg (* unbekannt, † 1542 , gefallen in den Türkenkriegen vor Pest ) war der Sohn von Bernhard XI. von der Schulenburg und Adelheid von Bülow. Er war Herr auf Beetzendorf und setzte die Linie der Familie fort.
Die acht Söhne des Matthias III. von der Schulenburg und Margarethe von der Lühe († 1525), die das Erwachsenenalter erreichten, zeigten bis auf den jüngsten eine ausgeprägte Neigung zum Soldatenstand und nahmen an Kriegszügen teil, aus denen drei nicht zurückkehrten. Der älteste Sohn, Jakob II. (*25.03.1515 in Beetzendorf , †1576 in Magdeburg ), ist neben Fritz VIII. der zweite große Söldnerführer , den das Schulenburg'sche Geschlecht in dieser Epoche hervorgebracht hat.
Daniel I. Reichsfreiherr von der Schulenburg ( 03.06.1538 auf Altenhausen, 06.11.1594 auf Angern) war eine zentrale Persönlichkeit seiner Zeit und prägte die Altmark politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich nachhaltig. Als Landrat zu Magdeburg und Herr auf den Gütern Altenhausen , Angern und Beetzendorf verwaltete er bedeutende Besitzungen. 1565 wurde ihm der Titel des Reichsfreiherren verliehen, der seinen politischen und gesellschaftlichen Einfluss unterstrich.
Henning III. von der Schulenburg (*1587, †01.09.1637) übernahm nach dem Tod seines Vaters Daniel I. den Burghof in Angern. Während des Dreißigjährigen Krieges erlebte er die Verwüstungen, als Angern 1631 zwischen die Fronten der kaiserlichen Truppen unter General Tilly und der schwedischen Armee geriet.
Herr auf Angern, Kehnert mit Cobbel, Schricke und Falkenburg (* 06.09.1621 auf Angern, + 19.05.1691 in Kehnert). Studierte an der Universität Helmstedt , die im 17. Jahrhundert eine der führenden Bildungsstätten Deutschlands war. Das Studium deutet darauf hin, dass er sich auf Verwaltungs- und Rechtsfragen spezialisierte, um die Güter effizient zu leiten.
Henning Christoph von der Schulenburg (* 1648 oder 1649 auf Angern , † 27.12.1683 in Staßfurt ) war ein Kurbrandenburgischer Hauptmann und Herr auf Angern. Er war der älteste Sohn von Heinrich XI. von der Schulenburg und erbte nach dessen Tod die Güter Angern und Falkenberg. Henning Christoph war verantwortlich für die Verwaltung und den Erhalt der Familienbesitzungen, die unter wirtschaftlichem Druck standen. Während seiner Amtszeit begann der Wiederaufbau der in den vorangegangenen Konflikten beschädigten Gebäude und Güter.
Zu höherem Ruhm in der savoyischen Armee (seit 1720 kgl. sardinische Armee, Anmerkung: Im Frieden von Utrecht 1713 musste Spanien Sizilien und Teile des Herzogtums Mailand an das Herrscherhaus Savoyen-Piemont abtreten, woraufhin der Herzog den Königstitel annahm. Sizilien wurde 1720 gegen Sardinien getauscht, Savoyen-Piemont mit Sardinien zum Königreich Piemont-Sardinien vereinigt. 1738 wurden Novara und Tortona und 1748 weitere Gebiete erworben) gelangte sein jüngerer Bruder Christoph Daniel I . Christoph Daniel von der Schulenburg ist Sohn des Henning Christoph, General der Infanterie auf Angern und Krüssau . Geb. 11.2.1679, gest. 22.11.1763 in Angern.
Die Familiengeschichte des Hauses Angern nimmt seinen weiteren Lauf mit den Söhnen Henning Christophs v.d. Schulenburg : Heinrich Hartwig I (* 23.09.1677 auf Angern, nach anderen Quellen Staßfurth; † 17.06.1734 auf Angern) und Christoph Daniel I .
Alexander Friedrich Christoph ( 05.08.1720 – 19.09.1801 ) ist Sohn des Heinrich Hartwig I. (Oberst auf Angern, Wenddorf und Bülitz). Sein Oheim Christoph Daniel setzte ihm im Testament das Gut Krüssau als ein Majorat aus. Im Kodizill 1763 wurde dies jedoch dahingehend geändert, dass er Angern als Majorat bekommen sollte, wenn er den österreichischen Dienst verließe und von seinem Landesherrn König Friedrich II. wegen dieses Fehlers Verzeihung erhielte.
Friedrich Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 10. Februar 1769 auf Angern; + 16. Mai 1821 in Magdeburg) ist Sohn des Alexander Friedrich Christoph Graf von der Schulenburg .
Edo Friedrich Christoph Daniel , geb. 27.04.1816 in Angern, gest. 06.08.1904 in Angern, wurde 1821 dritter Fideikommissherr auf Angern. Edo war einziger Sohn des Magdeburger Regierungspräsidenten Friedrich Graf v.d. Schulenburg aus dessen zweiter Ehe mit der Tochter des Braunschweigischen Landdrosten, Auguste Luise Adolphine von Cramm. Bei seiner Taufe übernahm König Friedrich Wilhelm III . eine Patenstelle.
Friedrich Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 1843; † 1921) war ein deutscher Landrat und Mitglied des preußischen Herrenhauses. Sein Leben und Wirken ist ebenfalls auf seiner Wikipedia-Seite beschrieben.
Sigurd Wilhelm Graf von der Schulenburg (* 1882; † 1956 in Rheden), Sohn des Friedrich Wilhelm Christoph Daniel (1843-1921) war der fünfte und letzte Fideikommissherr auf Angern. Bei seiner Taufe am 5. November 1882 übernahm Kaiser Wilhelm I. eine Patenstelle , wie auch bei seinem Vater, Großvater und Urgroßvater die damals regierenden preußischen Könige Taufpaten gewesen waren.
Kuno Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 1923 in Magdeburg; † 1987 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Jurist und Mitglied der XXI. Generation der Familie von der Schulenburg. Kuno Wilhelm wurde als Sohn von Sigurd-Wilhelm Graf von der Schulenburg geboren.
Alexander Friedrich Christoph Graf von der Schulenburg wurde am 4. August 1968 in Frankfurt am Main geboren. Er führt die lange Tradition seiner Familie fort, die seit fast 500 Jahren in Angern verwurzelt ist, und engagiert sich für die Bewirtschaftung der Forstflächen sowie die Erhaltung des Schlosses und der dazugehörigen Ländereien.