Das Geschlecht derer von der Schulenburg ist ein zunächst brandenburgisches, später preußisches Adelsgeschlecht (Quelle). 1237 tauchte es erstmals in der Altmark durch den Ritter Wernerus de Sculenburch (1271–1303) auf. Dessen Söhne Dietrich († 1340) und Bernhard († 1341) begründeten die sogenannten schwarzen bzw. weißen Linien. Im Laufe der Jahrhunderte wurden verschiedene Familienzweige in den Freiherren- und Grafenstand erhoben, darunter die Reichsfreiherrenwürde 1713, die dänische Grafenwürde 1741 sowie die preußische Grafenwürde in den Jahren 1753, 1786, 1798 und 1816.
Persönlichkeiten
Die Familie stellte über Jahrhunderte hinweg zahlreiche Persönlichkeiten im Dienst der Kurfürsten von Brandenburg und der Könige von Preußen. Von 1373 bis 1918 bekleideten sie das Amt des Erbküchenmeisters der Kurmark Brandenburg, und zwischen 1854 und 1918 waren 16 Mitglieder im preußischen Herrenhaus vertreten. Zudem traten sie als Offiziere, Beamte, Politiker und in kirchlichen Positionen wie Bischöfe, Pröpste, Domherren oder als Herrenmeister des Johanniterordens hervor.
Hervorzuheben sind Persönlichkeiten wie Johann Matthias von der Schulenburg (1661–1747), der als Feldmarschall der Republik Venedig 1716 erfolgreich die Insel Korfu gegen eine türkische Übermacht verteidigte. Melusine von der Schulenburg (1663–1743) übte als Favoritin Georgs I. erheblichen Einfluss auf die britische Politik aus. Im 20. Jahrhundert sind insbesondere Fritz-Dietlof von der Schulenburg (1902–1944), ein Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944, und Tisa von der Schulenburg (1903–2001), eine als Ordensfrau tätige Künstlerin und Schriftstellerin, zu nennen. Friedrich Wilhelm Graf von der Schulenburg-Kehnert (1742–1815) war ein preußischer General, der unter Friedrich dem Großen diente und an mehreren Kriegen teilnahm. Seit 1853 existiert ein Familienverband, dem derzeit etwa 180 Mitglieder angehören.
Grundbesitz
Durch Belehnungen, Heiraten und Erwerbungen gelangte die Familie zu umfangreichem Grundbesitz, darunter neben Angern bedeutende Güter wie Hehlen und Wolfsburg (Niedersachsen), Burgscheidungen (Thüringen), Lieberose (Ostbrandenburg), Filehne (heute Polen), Tressow (Mecklenburg) und Beetzendorf (Sachsen-Anhalt). Einige dieser Besitzungen wurden während des Dritten Reiches (z. B. Wolfsburg) und nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet (z.B. Angern) oder verkauft (z. B. Hehlen).
Stammsitz der sich später weit verzweigenden Adelsfamilie war im 13. Jahrhundert die kleine Burganlage Schulenburg in der Nähe von Stappenbeck an der Jeetze bei Salzwedel in der Altmark. Ab 1340 verlässt die Familie die Stammburg und bezieht die Burg in Beetzendorf. Die erste Erwähnung von Beetzendorf erfolgt nach einer Urkunde um 1204, wo die Burganlage von der Familie von Kröcher pfandweise in die Hände der Familie von der Schulenburg kommt. Beetzendorf wurde in den folgenden Jahrhunderten zum Familienhauptsitz des Geschlechts. Die Besitzungen hier und in Apenburg waren ihre Stammgüter, die den Kern ihrer Grundherrschaft bis ins 19. Jahrhundert sicherten.
Burg Beetzendorf (Quelle: https://www.burgrekonstruktion.de)
Wegen der Neigung zum Soldatenberuf entstammten der Adelsfamilie Feldmarschälle, Generäle und zahlreiche hohe Offiziere der preußischen Armee. Andere Vertreter erlangten hohe Positionen, wie Staatsminister und Bischöfe. Zwei Angehörige des Geschlechts, Fritz-Dietlof und Friedrich Werner Graf von der Schulenburg, gehörten bei der Erhebung gegen Hitler zum Verschwörerkreis des 20. Juli 1944 und wurden hingerichtet. Graf Matthias Johann v.d. Schulenburg war im 18. Jahrhundert ein bedeutender Feldherr.
Ahnenreihe ab 1237
Conrad von der Schulenburg, urkundlich erwähnt im Jahr 1187, gilt als einer der frühesten bekannten Vorfahren der Familie von der Schulenburg. Sein Sohn Werner I. von der Schulenburg zu Beetzendorf wurde zwischen 1204 und 1237 in Urkunden genannt und gilt als Stammvater aller nachfolgenden Linien der Familie. Dessen Sohn, Dietrich I. von der Schulenburg zu Beetzendorf, war ein bedeutender Ritter seiner Zeit und verstarb 1264. Sein Sohn, Werner II. von der Schulenburg, war von 1280 bis 1304 als Ritter und Lehnsherr in Beetzendorf und Salzwedel tätig. Sein Sohn, Bernhard I. von der Schulenburg, geboren um 1276, verstarb am 26. März 1341. Dessen Sohn, Henning I. von der Schulenburg der Ältere, geboren um 1307, starb am 26. März 1377. Die nächste Generation wurde mit Bernhard V. von der Schulenburg, geboren um 1340 in Beetzendorf, fortgeführt. Er verstarb nach 1417 und spielte eine wichtige Rolle in der territorialen und politischen Entwicklung der Familie.
Conrad von der Schulenburg (* vor 1180, urkundlich erwähnt 1187) war ein Ritter in der Altmark und vermutlich der früheste belegte Vorfahr der Familie von der Schulenburg. Sein Name erscheint in Urkunden aus dem späten 12. Jahrhundert. Conrad von der Schulenburg wird 1187 erstmals in einer Urkunde des Bischofs von Brandenburg erwähnt, wobei seine enaue Stellung unklar bleibt. Obwohl spätere Genealogen wie Pfeffinger ihn als Stammvater der Familie darstellen und ihm Söhne wie Werner, Bernhard und Dietrich zuschreiben, fehlen dafür verlässliche Quellen. Johann Friedrich Danneil warnt in seinem Werk ausdrücklich vor solchen unbelegten Zuschreibungen und weist darauf hin, dass viele genealogische Angaben aus späteren Sammlungen stammen und eher spekulativ sind. Ein tatsächlicher historischer Bezug entsteht erst mit Werner von der Schulenburg, der 1237 in einer brandenburgischen Urkunde als Zeuge erscheint und als einer der ersten gesicherten Vertreter der Familie gilt.
Werner I. von der Schulenburg (* um 1180–1200; † nach 1237) war ein Ritter und gilt als Stammvater der Familie von der Schulenburg. Er wurde zwischen 1204 und 1237 in Urkunden erwähnt. Er war der Vater von Dietrich I. von der Schulenburg. Werner I. von der Schulenburg war einer der frühesten historisch belegten Vertreter des Geschlechts und trat 1204 gemeinsam mit Dietrich als Pfandinhaber von Beetzendorf auf, was auf eine bedeutende wirtschaftliche Stellung hindeutet. Spätere Genealogen nennen ihn als Sohn des Conrad von der Schulenburg, doch diese Abstammung ist urkundlich nicht belegt. 1237 erscheint Werner als Zeuge in einer brandenburgischen Urkunde. Besonders hervorzuheben ist seine Pilgerfahrt ins Heilige Land, bei der er 1229 in Akkon starb – eine Grabinschrift in der dortigen Johanniskirche belegt seine Stellung als Ritter und Vater eines gewissen Heinrich von der Schulenburg. Werner I. markiert somit den Übergang von der spekulativen Frühphase der Familiengeschichte zur urkundlich gesicherten Adelspräsenz im Hochmittelalter.
Dietrich I. von der Schulenburg ist neben Werner I. einer der ersten namentlich gesicherten Vertreter der Familie und erscheint urkundlich im Jahr 1204 als Mitinhaber der Pfandschaft Beetzendorf. Diese Urkunde markiert einen frühen Moment, in dem sich die Familie von der Schulenburg in die Lehnstrukturen der Mark Brandenburg einfügte. Die Pfandschaft war mit einer erheblichen Geldsumme – 2000 Mark Silber – verbunden, was auf eine gewisse wirtschaftliche Potenz und politische Nähe zum askanischen Herrscherhaus hinweist. Laut Danneil ist Dietrich I. möglicherweise identisch mit einem in einer späteren Urkunde von 1264 genannten „dominus Theodericus de Schulenburg“, der dort als älterer Ritter erscheint (Johann Friedrich Danneil: Das Geschlecht der von der Schulenburg, Bd. 2, Salzwedel 1847, S. 14. Der in der Urkunde von 1264 genannte Dietrich wird als „dominus“ bezeichnet, was seine ritterliche Stellung unterstreicht). Eine gesicherte Gleichsetzung ist jedoch schwierig, da zwischen beiden Nennungen rund sechzig Jahre liegen. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um zwei verschiedene Personen gleichen Namens handelt – ein frühes Beispiel für die Weitergabe bedeutender Vornamen innerhalb der Familie, was später zur genealogischen Stabilität beitrug. Dietrich I. nimmt in der Frühgeschichte des Geschlechts eine wichtige Position ein, da er als Mitinhaber von Beetzendorf gemeinsam mit Werner I. genannt wird. Es ist möglich, dass sie Brüder oder zumindest enge Verwandte waren – allerdings fehlt auch hier eine direkte urkundliche Aussage zur Verwandtschaft. Die gemeinsame Pfandschaft legt jedoch nahe, dass beide Vertreter einer konsolidierten Linie waren, die ab Anfang des 13. Jahrhunderts systematisch Besitz und Einfluss in der Altmark aufbaute.
Werner II von der Schulenburg (* um 1240–1250; † nach 1304) war ein Ritter und Lehnsherr in Beetzendorf und Salzwedel, urkundlich erwähnt zwischen 1282 und 1304. In dieser Zeit war er aktiv am politischen und wirtschaftlichen Aufbau familiärer Besitzstrukturen beteiligt. In den Urkunden wird er unter anderem im Zusammenhang mit den Markgrafen Otto, Albrecht und Waldemar von Brandenburg genannt, insbesondere in einem Vergleich über das Dorf Störpke (heute vermutlich ein Wüstung in der Altmark), das Werner und ein gewisser Siegfried von Schulenburg als Patrone einer dortigen Kirche mit dem Domkapitel in Berlin teilten (Johann Friedrich Danneil: Das Geschlecht der von der Schulenburg, Bd. 2, Salzwedel 1847, S. 15. – Vergleich mit dem Domkapitel Berlin um 1280). Die familiären Verhältnisse in dieser Generation lassen sich aus der Urkunde von 1304 erschließen, in der drei Söhne Werners genannt werden: Dietrich II., Bernhard II. und Werner III. (Ebenda, S. 16. Urkunde von 1304 nennt Dietrich II., Bernhard II. und Werner III. als Söhne Werners). Werner II. wird damit zum nachweisbaren Verbindungsglied zwischen der frühen Pfandschaftsgeneration (Werner I. und Dietrich I.) und der konsolidierten Adelslinie, die sich im 14. Jahrhundert dauerhaft etablierte. Besonders hervorzuheben ist die Rolle Werners als Stifter bzw. Patron mehrerer Kirchen in der Altmark – ein Aspekt, der seine Stellung nicht nur als Grundherr, sondern auch als lokalpolitisch wirksame Figur innerhalb der mittelalterlichen Kirchenlandschaft unterstreicht. Der Besitz von Patronatsrechten zeugt von seinem Einfluss auf kirchliche Ämter und damit auch auf die geistliche Repräsentation der Familie. Trotz der zahlreichen Urkundennennungen bleibt die genealogische Einordnung Werners in der Forschung nicht ohne Unsicherheiten. Da der Name „Werner“ über Generationen hinweg mehrfach vergeben wurde, ist eine eindeutige Trennung der gleichnamigen Personen aus dem späten 13. und frühen 14. Jahrhundert nicht immer möglich. Dennoch ergibt sich aus den überlieferten Quellen ein klares Bild von Werner II. als einem der prägenden Mitglieder der Familie in einer Phase des Übergangs vom lokalen Niederadel zu einer fest etablierten landbesitzenden Adelslinie.
Werner III. von der Schulenburg, urkundlich belegt zwischen 1282 und 1300, war ein Ritter und Grundbesitzer aus dem aufstrebenden altmärkischen Adelsgeschlecht der Schulenburg. In einer Übergangszeit, die von wachsender sozialer Mobilität des Niederadels geprägt war, tritt Werner zusammen mit seinen Brüdern Siegfried, Dietrich II. und später auch Gebhard I. als Teil einer noch kollektiven Familienstruktur auf. Ab 1282 erscheinen sie wiederholt in Urkunden, meist als Zeugen oder Mitbesitzer von Ländereien, was auf eine enge Zusammenarbeit unter Brüdern schließen lässt. Werner selbst wird unter anderem in Einschreibelisten des Klosters Arendsee und bei Rechtsgeschäften mit den Herzögen von Sachsen und Brandenburg genannt. Seine politische Bedeutung wird besonders in den Jahren 1292 bis 1300 deutlich: 1292 war er an einem Vergleich mit dem Kloster Diesdorf beteiligt, und im selben Jahr wird er als Besitzer von Teilen der Dörfer Lemsicke, Döbbelin und Tangeln genannt – Gebiete, die später häufig in Familienhand bleiben sollten. Werner scheint dabei teils im Namen der Familie, teils in eigener Funktion gehandelt zu haben. 1299 und 1300 war er Zeuge in diplomatischen Angelegenheiten des askanischen Hofes, etwa bei der Übertragung von Landbesitz durch die Herzöge Otto und Heinrich. Bemerkenswert ist, dass nach 1300 keine urkundliche Erwähnung Werners mehr erfolgt. Seine Ehefrau ist namentlich unbekannt, doch aus einer Urkunde von 1293 gehen drei Söhne hervor: Gebhard, Werner IV. und Otto, wobei letzterer in den Quellen nicht weiter greifbar ist. Werner III. war somit die zentrale Figur einer Linie, die sich ab 1300 in mehrere Zweige verzweigte und deren Nachkommen bis weit ins Spätmittelalter hinein eine bedeutende Rolle im Raum der Altmark spielten.
Bernhard I. von der Schulenburg (* um 1275; † 1341), urkundlich belegt von 1302 bis 1341, war Ritter und Pfandinhaber von Beetzendorf sowie Mitbegründer der sogenannten „weißen Linie“ der Familie. Als Bruder von Dietrich III. trat er mehrfach in Urkunden auf, zumeist in enger Zusammenarbeit mit seinen Verwandten. Die Schulenburgs dieser Generation erscheinen in einer Übergangsphase, in der sie nicht nur ihre weltliche Herrschaft in der Altmark ausbauten, sondern sich auch durch intensive Stiftungstätigkeit im kirchlichen Bereich profilierten. Bernhard war vor allem mit dem Kloster zum Heiligen Geist in Salzwedel eng verbunden. Dort stiftete er mit seinen Brüdern Henning, Gebhard und Siegfried II. Altäre, Grundstücke und Pfründen. Besonders hervorgehoben wird seine religiöse Gesinnung, die in zahlreichen Urkunden dokumentiert ist: So verfügte er unter anderem, dass die Brüder täglich für ihre verstorbenen Vorfahren beten und eine Messstiftung zur „ewigen Gedächtnisfeier“ einrichten sollten. In seinem Testament legte er fest, dass er gemeinsam mit seiner Ehefrau Gisela vor dem Hochaltar des Klosters begraben werden wolle. Neben seinem geistlichen Wirken war Bernhard auch als weltlicher Akteur tätig. Er war mehrfach in Besitzgeschäfte eingebunden, z. B. im Jahr 1319 bei der Bestätigung der Mitgift seiner Ehefrau durch den Herzog Otto von Braunschweig. 1324 war er an der Ablösung von Lehenslasten beteiligt, als er von den Altmarkgrafen für Dienste mit Land und Patronatsrechten entschädigt wurde. Auch in politischen Fragen war er aktiv: 1338 trat er als Gesandter gegenüber den Herzögen von Lüneburg und Braunschweig auf. Bernhard hinterließ mindestens fünf Söhne: Werner V., Henning I., Siegfried II., Gebhard III. und Dietrich IV. Die genealogische Forschung führt zudem einen gewissen Franz von der Schulenburg als Sohn an, der jedoch als genealogisch unsicher gilt. Bernhard I. steht exemplarisch für den Typus des spätmittelalterlichen Ritteradligen, der weltliche Herrschaft, familiäre Pflicht und religiöse Stiftungsfrömmigkeit in sich vereinte. Unter seiner Generation konsolidierte sich die Familie in der Altmark endgültig als lokal verankerter, stifterisch aktiver Adel.
Henning I. von der Schulenburg, d. Ä. (* um 1307; † 1377) war ein Knappe und Grundherr auf Apenburg und Beetzendorf. Er war verheiratet mit einer Frau von Ganz und hatte die Söhne Bernhard V. und Hans II. von der Schulenburg.
Bernhard V. "der Ältere" von der Schulenburg (* um 1340; † nach 1417) war Ritter und Herr auf Beetzendorf. Er war verheiratet mit Margarete von der Schulenburg. Gemeinsam hatten sie einen Sohn, Fritz I. von der Schulenburg.
Fritz I von der Schulenburg (1393-1415 urkdl.), Ritter, auf Beetzendorf, Vogt zu Salzwedel (* um 1370–1380; † nach 1415) war Ritter, Herr auf Beetzendorf und Vogt zu Salzwedel. Er wurde urkundlich zwischen 1393 und 1415 erwähnt und war eine bedeutende Persönlichkeit in der Verwaltung der Altmark.