Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Bezeichnung: Barocke Doppelflügeltür aus Eiche mit querliegenden Kassettenfeldern

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Standort:

Innenbereich des Herrenhauses Angern heute im 1. Stock zwischen Flur und großem Saal (ursprünglich vermutlich Hauptzugang oder bedeutender Repräsentationsraum)

Datierung:

Hauptbestandteil vermutlich spätes 17. Jahrhundert (ca. 1670–1700). Verlängerung und Anpassung um 1738–1740 im Zuge des barocken Schlossneubaus durch General Christoph Daniel Freiherr von der Schulenburg

Material:

  • Türblätter aus massivem Eichenholz, Kassetten aus dem vollen Holz geschnitzt
  • Querliegende obere und untere Füllungen vermutlich spätere Ergänzungen aus gleichem oder ähnlichem Eichenholz
  • Zarge und Beschläge nicht überliefert bzw. möglicherweise verändert

Konstruktion:

  • Zweiflügelige Tür mit je drei Kassettenfeldern pro Flügel
  • Mittelfelder hochrechteckig, obere und untere Felder querrechteckig, stilistisch dem Barock angepasst
  • Kein klassisches Rahmen-Füllungssystem – Kassetten sind aus dem vollen Holz herausgearbeitet

Stilistische Einordnung:

  • Verbindung von frühbarocken Handwerkstechniken mit späterer barocker Formensprache
  • Geschweifte Profilierung (evtl. bei Querfeldern) deutet auf nachträgliche stilistische Angleichung
  • Seltene Kombination von funktionaler Massivholzarbeit mit repräsentativem Anspruch

Bauhistorischer Befund:

  • Die Tür ist das einzige erhaltene Eichenexemplar unter den ansonsten aus Kiefer gefertigten, barocken Innentüren
  • Dies legt nahe, dass sie aus dem Vorgängerbau des Schlosses (vor 1735) stammt
  • Im Zuge des Umbaus 1738 wurde sie mit hoher handwerklicher Sorgfalt verlängert und stilistisch integriert

Bedeutung:

  • Zeugnis kontinuitätsbewusster Baukultur im Barock
  • Seltenes erhaltenes Originalstück aus dem älteren Schloss Angern
  • Beispiel für bewusste Wiederverwendung hochwertiger Bausubstanz
  • Denkmalpflegerisch und kulturhistorisch von hohem Wert

 

Denkmalpflegerischer Steckbrief – Historische Tür Schloss Angern

Objekt:
Zweiflügelige Kassettentür, Eichenholz, profilierte Rahmenbauweise
Lage:

  1. Obergeschoss, Verbindung Flur – Oberer Saal
    Datierung:
    Ursprünglich ca. 1650–1730, mit Anpassungen um 1735/40 (barocker Umbau unter Christoph Daniel von der Schulenburg)
    Material:
    Massives Eichenholz, handwerklich gearbeitet, teils nachträglich ergänzt
    Maße:
    (Bitte eintragen, falls verfügbar – z. B. Höhe x Breite)

Beschreibung und Bestand:

  • Türblätter: Zweiflügelig, symmetrisch gegliedert, je Flügel sechs Kassetten: drei hochrechteckige und zwei querrechteckige (oben und unten), profilierte Füllungen mit geschweiften Rahmungen

  • Rahmen: Ursprünglicher Türrahmen mit barocker Kehle und profiliertem Sturz (Verdachung angedeutet)

  • Beschläge: Ursprüngliche oder historisierende Eisenbeschläge verloren; Schlüsselloch vorhanden, vermutlich Kastenschloss 18. Jh.

  • Oberfläche: Freigelegte Eiche, wohl ehemals farblich gefasst oder geölt; heute sichtbar: stark gealterte Patina, einzelne Ausbesserungen

Baugeschichtliche Einordnung:

  • Türblätter stammen sehr wahrscheinlich aus dem Vorgängerbau des Schlosses, der auf den erhaltenen Kellern der mittelalterlichen Vorburg nach dem Dreißigjährigen Krieg um 1650–1735 errichtet wurde.

  • Die querliegenden Kassetten deuten mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine spätere Verlängerung hin, vermutlich im Zuge des barocken Schlossumbaus 1735–1740, um die Tür an das neue Raummaß anzupassen.

  • Die Tür ist ein seltenes Beispiel für wiederverwendete Innenarchitekturteile aus einem zerstörten Vorläuferbau – sie verkörpert damit die Kontinuität vom feudalen Gutshaus zur barocken Schlossarchitektur.

Bedeutung aus denkmalpflegerischer Sicht:

  • Historisch bedeutend als bauliches Zeugnis der Wiederaufbauzeit nach dem Dreißigjährigen Krieg und der barocken Repräsentationsarchitektur unter Christoph Daniel von der Schulenburg

  • Materialhistorisch bedeutsam durch die Verwendung massiver Eiche mit handwerklicher Ausführung

  • Stilkritisch interessant durch die Kombination älterer Türblattgestaltung mit barocker Raumfassung

  • Konservatorisches Ziel: Erhalt der Tür in ihrer aktuellen Substanz, denkmalgerechte Restaurierung unter Berücksichtigung von Holzschutz, ggf. Ergänzung stilgerechter Beschläge

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Die Burg Angern als Herrschafts- und Wehranlage stellt in ihrer historischen Entwicklung ein typisches Beispiel einer spätmittelalterlichen Wasserburg des niederen Adels im mitteldeutschen Raum dar. Ihre Entstehung unter Erzbischof Otto von Magdeburg im 14. Jahrhundert war eng mit den Machtinteressen des Erzstifts Magdeburg verbunden. Die Wahl des Standorts – auf einer inselartigen Erhebung inmitten der Elbniederung – folgte sowohl militärisch-strategischen als auch wirtschaftlich-topographischen Überlegungen. In unmittelbarer Nähe wichtiger Verkehrswege und Elbübergänge gelegen, diente die Burg der Kontrolle von Handelsrouten, der Sicherung regionaler Besitzverhältnisse und der symbolischen Machtdemonstration.
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.