Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.
Die Burg Angern erlitt im Jahr 1631 im Zuge der militärischen Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Kriegs erhebliche Zerstörungen. Nach der Eroberung Magdeburgs durch die Truppen des Generals Tilly am 20. Mai 1631 wurde Angern mehrfach von beiden Seiten als militärischer Stützpunkt genutzt. Eine Abteilung der kaiserlichen Armee hatte die Burg zwischenzeitlich besetzt. In der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 1631 überrumpelte ein schwedisches Kommando die Besatzung und vertrieb sie aus der Anlage, zog jedoch wieder ab. Kurz darauf rückten Tillys Truppen erneut vor: Am 17. Juli erreichten sie Wolmirstedt, und Reitereinheiten besetzten Angern, Burgstall und Sandbeiendorf.

Noch in derselben Nacht wurden diese Vorposten von schwedischen Truppen angegriffen und geschlagen. Das sogenannte Holksche Regiment wurde nach heftigem Gefecht vertrieben. Infolge dieser Kampfhandlungen kam es zu einem umfassenden Brand des Dorfes und der Gutsanlage. Nach übereinstimmenden zeitgenössischen Berichten blieben lediglich wenige Gebäude erhalten. In der Dorfchronik von Angern heißt es:

„Sämtliche Gutsgebäude, das ganze Dorf und die Kirche wurden ein Raub der Flammen, und einige Jahre hindurch befand sich keine lebende Seele am Ort. [...] Außer dem mangelhaften Brauhause ohne den geringsten Inhalt und einem Dach- und Fachlosen Viehstall nur noch das Pforthäuschen stand.“ (Dorfchronik Angern, um 1650).

Trotz der Zerstörung lebte der damalige Besitzer Henning III. von der Schulenburg (1587–1637) weiterhin auf dem Gelände und nahm sogar die Familie seines Bruders Matthias auf, die vor den kaiserlichen Truppen und der Pest aus Altenhausen geflohen war. Nach seinem Tod ging der Besitz auf seinen Sohn Heinrich XI. (1621–1691) über. Erst im Jahr 1644 wurde wieder ein Pfarrer in Angern eingesetzt, und mit der Rückkehr einzelner Bewohner begann die langsame Wiederbesiedlung des zerstörten Ortes.

Im Jahr 1650 fand eine Kirchenvisitation in Angern statt. Da das Gut in einem derart ruinösen Zustand war, wurde es 1672 in einem Konkursverfahren taxiert und zur Versteigerung ausgeschrieben. Der Turm, einst zentrales Verteidigungselement, war laut dem Bericht 

„allenthalben, absonderlich im Fundament, sehr baufällig und viel zur Reparatur kosten möchte, auch dem Besitzer fast mehr schädlich als zuträglich“.

Mangels Interessenten konnte Heinrich von der Schulenburg den Besitz 1680 zurückerwerben.

Die Zerstörung von 1631 markiert den entscheidenden Wendepunkt in der Baugeschichte von Angern. Sie beendete die Nutzung der mittelalterlichen Burg in ihrer ursprünglichen Form und leitete den Übergang in eine neue Phase ein, in der die verbliebenen Bauten – teils auf alten Fundamenten – zu einem barock überformten Gutshof umgebaut wurden. Die daraus hervorgegangene Dreiflügelanlage entstand ab 1735 unter Christoph Daniel von der Schulenburg.

Quellen:

  • Dorfchronik Angern, Handschrift um 1650, Gutsarchiv Angern
  • Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. H Angern Nr. 412
  • Schulenburg, Familienarchiv, Berichte zu Angern im Dreißigjährigen Krieg
  • Ziesemer, Ernst: Die mittelalterlichen Burgen der Altmark. Magdeburg 1994
Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Die Burg Angern als Herrschafts- und Wehranlage stellt in ihrer historischen Entwicklung ein typisches Beispiel einer spätmittelalterlichen Wasserburg des niederen Adels im mitteldeutschen Raum dar. Ihre Entstehung unter Erzbischof Otto von Magdeburg im 14. Jahrhundert war eng mit den Machtinteressen des Erzstifts Magdeburg verbunden. Die Wahl des Standorts – auf einer inselartigen Erhebung inmitten der Elbniederung – folgte sowohl militärisch-strategischen als auch wirtschaftlich-topographischen Überlegungen. In unmittelbarer Nähe wichtiger Verkehrswege und Elbübergänge gelegen, diente die Burg der Kontrolle von Handelsrouten, der Sicherung regionaler Besitzverhältnisse und der symbolischen Machtdemonstration.
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.