Noch in derselben Nacht wurden diese Vorposten von schwedischen Truppen angegriffen und geschlagen. Das sogenannte Holksche Regiment wurde nach heftigem Gefecht vertrieben. Infolge dieser Kampfhandlungen kam es zu einem umfassenden Brand des Dorfes und der Gutsanlage. Nach übereinstimmenden zeitgenössischen Berichten blieben lediglich wenige Gebäude erhalten. In der Dorfchronik von Angern heißt es:
„Sämtliche Gutsgebäude, das ganze Dorf und die Kirche wurden ein Raub der Flammen, und einige Jahre hindurch befand sich keine lebende Seele am Ort. [...] Außer dem mangelhaften Brauhause ohne den geringsten Inhalt und einem Dach- und Fachlosen Viehstall nur noch das Pforthäuschen stand.“ (Dorfchronik Angern, um 1650).
Trotz der Zerstörung lebte der damalige Besitzer Henning III. von der Schulenburg (1587–1637) weiterhin auf dem Gelände und nahm sogar die Familie seines Bruders Matthias auf, die vor den kaiserlichen Truppen und der Pest aus Altenhausen geflohen war. Nach seinem Tod ging der Besitz auf seinen Sohn Heinrich XI. (1621–1691) über. Erst im Jahr 1644 wurde wieder ein Pfarrer in Angern eingesetzt, und mit der Rückkehr einzelner Bewohner begann die langsame Wiederbesiedlung des zerstörten Ortes.
Im Jahr 1650 fand eine Kirchenvisitation in Angern statt. Da das Gut in einem derart ruinösen Zustand war, wurde es 1672 in einem Konkursverfahren taxiert und zur Versteigerung ausgeschrieben. Der Turm, einst zentrales Verteidigungselement, war laut dem Bericht
„allenthalben, absonderlich im Fundament, sehr baufällig und viel zur Reparatur kosten möchte, auch dem Besitzer fast mehr schädlich als zuträglich“.
Mangels Interessenten konnte Heinrich von der Schulenburg den Besitz 1680 zurückerwerben.
Die Zerstörung von 1631 markiert den entscheidenden Wendepunkt in der Baugeschichte von Angern. Sie beendete die Nutzung der mittelalterlichen Burg in ihrer ursprünglichen Form und leitete den Übergang in eine neue Phase ein, in der die verbliebenen Bauten – teils auf alten Fundamenten – zu einem barock überformten Gutshof umgebaut wurden. Die daraus hervorgegangene Dreiflügelanlage entstand ab 1735 unter Christoph Daniel von der Schulenburg.
Quellen:
- Dorfchronik Angern, Handschrift um 1650, Gutsarchiv Angern
- Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. H Angern Nr. 412
- Schulenburg, Familienarchiv, Berichte zu Angern im Dreißigjährigen Krieg
- Ziesemer, Ernst: Die mittelalterlichen Burgen der Altmark. Magdeburg 1994