Der barocke Schlosspark von Angern, der im 18. Jahrhundert unter der Leitung von Christoph Daniel von der Schulenburg gestaltet wurde, repräsentierte die typische Gartenkunst seiner Zeit, die eine Mischung aus repräsentativen, funktionalen und ästhetischen Elementen verband. Der barocke Garten von Angern folgte den Prinzipien symmetrischer und axialer Ordnung, die für die Epoche charakteristisch waren. Dabei wurden Gartenräume streng geometrisch angelegt und in funktionale Bereiche unterteilt.

Eine lange Hauptachse führte vom Schloss nach Süden und bildete das zentrale Gestaltungselement des Parks. Entlang dieser Achse waren sechs rechteckige Gartenfelder symmetrisch angeordnet. Die Felder wurden von niedrigen Hainbuchenhecken eingefasst und dienten vorrangig dem Anbau von niedrig gehaltenen Obstbäumen. Der Park wurde durch eine intensive Nutzung als Nutzgarten geprägt, wobei Gemüse, Blumen und vor allem Obst im Fokus standen. Obstbäume dominierten das Erscheinungsbild, ergänzt durch Kirschalleen, Birnenpyramiden und junge Walnussbäume. Südlich und westlich des Schlosses befanden sich die wichtigsten Gartenflächen, die traditionell für die Versorgung des herrschaftlichen Haushalts genutzt wurden.

Der Wassergraben, der die alte Burg umgab, spielte eine wesentliche Rolle bei der Fischversorgung der Schlossküche. Er wurde 1738 durch eine steinerne Umfassungsmauer ergänzt, mit einer Öffnung zum Hof, durch die Fischernetze gezogen werden konnten. Zwei rechteckige, formale Teiche befanden sich im hinteren Teil des Schlosses und dienten sowohl ästhetischen als auch funktionalen Zwecken. Diese wurden im 19. Jahrhundert in eine landschaftliche Gestaltung integriert. Neben den funktionalen Aspekten enthielt der Park auch typische dekorative Elemente der Barockzeit. Ein Irrgarten wurde angelegt, ein beliebtes Gestaltungselement des Barocks, das Vergnügen und Unterhaltung bot. Schatten spendende Laubengänge, sogenannte Grüne Cabinets oder Lust Cabinets aus Weißbuchen oder Ulmen, dienten als Rückzugsorte und spielten eine wichtige Rolle in der barocken Gartengestaltung.

Die Gartenmauern wurden an der Innenseite mit Spalierobst bepflanzt. Zu den Sorten zählten Pflaumen, Kirschen, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen und Weinreben. Im Jahr 1754 wurde die Kultivierung von Maulbeerbäumen eingeführt, um die Seidenraupenzucht zu ermöglichen, was die wirtschaftliche Funktion des Parks unterstrich. Typisch für barocke Parks waren inszenierte Sichtachsen, die gezielt Blicke auf bestimmte Punkte lenkten. In Angern wurde dieses Konzept genutzt, um die umliegende Landschaft in die Gartengestaltung einzubeziehen. Christoph Daniel von der Schulenburg kombinierte die Prinzipien der Barockgärtnerei mit eigenen Innovationen, die auf die Bedürfnisse des ländlichen Adels zugeschnitten waren. Der Park umfasste eine Baumschule, die frühzeitig dafür sorgte, dass Pflanzmaterial nicht aus entfernten Regionen wie Belgien importiert werden musste. Es wurde großer Wert auf eine funktionale Kombination von Nutz- und Ziergärten gelegt, die den ästhetischen Ansprüchen der Zeit und den wirtschaftlichen Anforderungen gleichermaßen gerecht wurden.

Der Garten von Angern folgte nicht dem Modell eines hochrepräsentativen barocken Lustgartens mit Broderie-Parterres, wie etwa in Hundisburg, sondern war ein Gutsgarten, der barocke Tendenzen mit praktischen Aspekten verband. Die detaillierten Anweisungen Christoph Daniels zur Anlage von Alleen, Irrgärten und Obstwiesen zeigen eine sorgfältige Planung, die sowohl künstlerische als auch wirtschaftliche Ziele verfolgte. Aus der Zeit um 1740 existieren relativ genaue Beschreibungen, darunter ein Pro Memoria, in dem Christoph Daniel Anweisungen zur Gestaltung des Gartens festhielt. Überlieferte Pläne aus dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt dokumentieren die formale Anordnung und Nutzung der Gartenflächen.

Auf einer historischen Karte ist der barocke Park deutlich erkennbar. Der Wassergraben um das Schloss sowie die rechteckigen Gartenfelder südlich davon zeigen die typische Struktur dieser Epoche. Ebenfalls sichtbar ist der Bereich des sogenannten „Thiergardens“, der möglicherweise als Wildgehege oder Jagdgebiet genutzt wurde. Diese Karte veranschaulicht, wie der Park nicht nur funktional und ästhetisch angelegt war, sondern auch in die umgebende Landschaft eingebettet wurde. Die symmetrischen Achsen und geometrischen Felder sind prägende Elemente, die auf die barocken Gestaltungsprinzipien zurückgehen.

Der barocke Park von Angern ist ein Beispiel für die Verbindung von ästhetischer Gartenkunst und landwirtschaftlicher Nutzung in der Altmark. Seine Gestaltung spiegelt die gesellschaftliche Stellung des Gutsherrn wider und zeugt von den Einflüssen europäischer Gartenkultur, wie sie in barocken Gutsgärten Preußens üblich waren.

Quelle: Gutsarchiv Angern Rep_H_ 79