Die Geschichte des Schlosses Angern beginnt mit der Errichtung einer Wasserburg im Jahr 1341, die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört und wiederaufgebaut wurde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Anwesen im 18. Jahrhundert unter Christoph Daniel von der Schulenburg zu einem barocken Schloss umgestaltet und blieb bis 1947 im Besitz der Familie von der Schulenburg.
Die Denkmalpflege am Schloss Angern steht exemplarisch für den Umgang mit einem historischen Bauensemble, dessen Substanz über Jahrhunderte hinweg verschiedenen Nutzungen, Zerstörungen und Überformungen unterlag. Ziel der konservatorischen Arbeit war und ist es, sowohl die mittelalterlichen wie auch barocken Schichten des Schlosses zu sichern, sichtbar zu machen und in ein ganzheitliches Nutzungskonzept zu überführen.
Die Innenausstattung des Schlosses Angern zur Zeit des 18. Jahrhunderts stellt ein herausragendes Beispiel adliger Wohnkultur im mitteldeutschen Raum dar. Sie wurde maßgeblich von Christoph Daniel von der Schulenburg geprägt, der nicht nur die bauliche Umgestaltung des Schlosses in Auftrag gab, sondern auch großen Wert auf eine zeitgemäße, stilistisch anspruchsvolle Einrichtung legte. Das dabei entstandene Ensemble steht exemplarisch für die Verbindung von Repräsentation, Funktionalität und stilistischer Eleganz im Übergang vom Spätbarock zum Rokoko.
Nach der Zerstörung der mittelalterlichen Wasserburg im Jahr 1631 wurde ab etwa 1640 ein funktionaler Wiederaufbau auf den erhaltenen Fundamenten in Angriff genommen. Dabei entstand ein zweigeschossiges Wohnhaus mit 15 Fensterachsen, Speisezimmer, Küche, mehreren Kammern und einem Kabinett. Das Erdgeschoss wies einfache Gipsböden auf, während das Speisezimmer über Holzdielen verfügte; im Obergeschoss befanden sich eine Verwalterwohnung sowie ein als Kornboden genutzter Bereich. An den Bergfried, dessen Erdgeschoss mit Schießscharte bis heute erhalten blieb, schloss sich ein eingeschossiges Nebengebäude an. Es umfasste eine Stube mit Kabinett und Kammer und diente vermutlich als Wohn- oder Wirtschaftsraum für Bedienstete oder als Küche und Lagerraum (vgl. Gutsarchiv Angern, Rep. H 412).
Das Schloss Angern, gelegen in der Gemeinde Angern im Landkreis Börde, Sachsen-Anhalt, ist ein historisch bedeutendes Beispiel für die Entwicklung vom mittelalterlichen Wehrbau zur barocken Repräsentationsarchitektur. Seine Ursprüngliche Funktion als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln wurde im Laufe der Jahrhunderte umgewandelt in ein Rokoko-Herrenhaus mit klassizistischen Umgestaltungen im 19. Jahrhundert. Der Bau ist nicht nur aus architekturhistorischer Sicht relevant, sondern reflektiert auch Aspekte der politischen, sozialen und kulturellen Entwicklung des regionalen Adels. Ziel dieses Essays ist es, die architektonische und historische Entwicklung des Schlosses vom 14. bis zum 19. Jahrhundert nachzuzeichnen, die Besonderheiten der Ausstattung im Rokoko zu beleuchten und denkmalpflegerische Herausforderungen in der Gegenwart aufzuzeigen. Grundlage bilden archivalische Quellen, zeitgenössische Reiseberichte sowie Sekundärliteratur zur mitteldeutschen Schlösserlandschaft.