Das Geschlecht derer von der Schulenburg ist eines der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.
Das Garderobeninventar des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg, aufgenommen im Jahr 1752 im Zuge der umfassenden Inventarisierung des Schlosses Angern, bietet ein in seiner Detailliertheit bemerkenswertes Zeugnis adliger Kleidungskultur, Repräsentation und Lebensweise in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die überlieferte Liste umfasst nicht nur Alltags- und Repräsentationskleidung, sondern auch Uniformen, Schlafgewänder, Reit- und Reiseausstattung, Textilien zur Körperpflege sowie umfangreiche Bestände an Wäsche, Tisch- und Bettzeug. Eine quellenkritische Betrachtung erlaubt Rückschlüsse auf Status, Funktionalität, Modebewusstsein, gesundheitliche Praktiken und materielle Symbolik des Adels in der späten Phase des Absolutismus.
Die Oberbekleidung Christoph Daniel von der Schulenburgs im Spiegel des Inventars von 1752: Das Garderobeninventar Christoph Daniel von der Schulenburgs, aufgenommen im Jahr 1752 im Schloss Angern, umfasst über ein Dutzend vollständiger Kleidungsensembles – bestehend aus Röcken, Westen und Hosen – sowie zahlreiche Oberbekleidungsstücke, Surtouts, Uniformen und Pelze. Diese Sammlung dokumentiert nicht nur einen reichen textilen Besitz, sondern spiegelt die Lebensführung eines Generals des 18. Jahrhunderts zwischen höfischer Repräsentation, militärischer Funktion und standesgemäßem Alltag wider.
Die Westensammlung des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg, wie sie im Garderobeninventar von 1752 verzeichnet ist, dokumentiert eindrucksvoll die ästhetische und soziale Bedeutung dieses Kleidungsstücks innerhalb der barocken Adelskultur. Mit mehr als einem Dutzend präzise bezeichneter Westen – gefertigt aus Seide, Brokat, Damast, Droguette und weiteren kostbaren Materialien – tritt uns ein kleidungssoziologisch hochdifferenziertes Ensemble entgegen, das die Komplexität adeliger Repräsentation über Stoffe, Farben und Stile greifbar macht.
Das Bettzeug Christoph Daniel von der Schulenburgs im Inventar von 1752: Das unter der Rubrik „Bettzeug“ verzeichnete Textilensemble Christoph Daniel von der Schulenburgs umfasst im Inventar von 1752 mehr als 80 Einzelstücke: Bettlaken, Bezüge, Kissenhüllen, Ziehen (Überzüge), dazu Unterscheidungen nach Blattgröße, Signaturen und Nutzungszweck. Diese auffallend detaillierte Auflistung ist nicht bloß ein Anzeichen für eine disziplinierte Haushaltsführung, sondern ein Spiegel der materiellen Schlafkultur und ihrer sozialen Einbettung im 18. Jahrhundert. Sie verweist auf einen adeligen Umgang mit Intimität, Hygiene, Symbolik und Verwaltungsroutine, der bislang in der kulturgeschichtlichen Forschung noch nicht hinreichend gewürdigt ist.
Das Reit- und Sattelzubehör Christoph Daniel von der Schulenburgs im Inventar von 1752: Die im Garderobeninventar des Schlosses Angern dokumentierte Ausstattung an Schabracken, Halfterkappen, Fliegennetzen und Decken bietet einen selten detaillierten Einblick in die materielle Kultur des Reitens und der Pferdehaltung im Hochadel des 18. Jahrhunderts. In der Gruppe "Reit- und Sattelzubehör“ verzeichnet das Inventar 1752 insgesamt sechs reich verzierte Garnituren, ergänzt durch Zubehör für Kutschpferde, Satteltextilien und ein als „Läuferhabit“ bezeichnetes Kleidungsstück. Diese Ausstattung diente nicht allein dem Schutz von Reiter und Pferd, sondern war integraler Bestandteil höfischer Selbstdarstellung, territorialer Präsenz und symbolischer Mobilität.
Aufbewahrung und Einrichtung in der Garderobe Christoph Daniel von der Schulenburgs (1752): Neben der Garderobe im engeren Sinne enthält das Inventar des Schlosses Angern im Raum Nr. 20 auch eine umfangreiche Aufstellung von Möbelstücken, Koffern, Kästen, Stoffresten und Raumtextilien, die der Aufbewahrung und dem Umgang mit Kleidung, Reiseausstattung und Repräsentationsobjekten dienten. Diese Einrichtungsgegenstände bilden das funktionale und materielle Umfeld jener Kleidungskultur, die in der barocken Adelswelt eine zentrale Rolle für Status, Ordnung und Mobilität spielte. In ihrer Kombination aus Truhen, Behältnissen, Vorhängen und gepolsterten Möbeln wird sichtbar, wie sehr Einrichtung als Teil einer textilen Kultur der Selbstführung verstanden wurde – ein Aspekt, der in den bisherigen Forschungen zur materiellen Kultur des Adels oft unterschätzt wurde.
Ordnung, Überfluss und Zeichenhaftigkeit: Die im Schlossinventar von Angern 1752 unter Raum Nr. 20 dokumentierte Tischwäsche des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg ist in ihrem Umfang, ihrer Systematik und ihrer symbolischen Aufladung bemerkenswert. Über zwanzig vollständige Garnituren – bestehend aus Tischtuch und Servietten – sind dort nach Mustern, Zustand, Herkunft und Qualität getrennt aufgelistet. Die Tabelle reicht von feinsten Damasten mit Familienwappen bis zu groben Tüchern für den Dienstgebrauch der Domestiken. Die Struktur der Auflistung macht deutlich, dass Tischtextilien nicht nur Mittel praktischer Sauberkeit oder höfischer Etikette, sondern auch Träger von Status, Repräsentation und symbolischer Ordnung waren.
Der Wäsche- und Textilbestand Christoph Daniel von der Schulenburgs im Inventar von 1752: Die Wäsche- und Textilpositionen im Garderobeninventar Christoph Daniel von der Schulenburg stellen quantitativ wie qualitativ den umfangreichsten Teil der überlieferten Ausstattung dar. Über 90 Hemden, Dutzende Halstücher, Strümpfe, Unterwäsche, Schnupftücher, Spitzen und Nachtgewänder belegen den zentralen Stellenwert textiler Grundversorgung in der adligen Lebenswelt des 18. Jahrhunderts. Diese Wäsche war dabei weit mehr als funktionales „Darunter“: Sie strukturierte Zeit, Körper und Status, war Träger moralischer, gesundheitlicher und ökonomischer Normen – und Ausdruck adeliger Haushaltsordnung.
Das Gutsarchiv Angern bewahrt als einzigartiges Quellenensemble die wirtschaftliche, soziale und administrative Geschichte des Ritterguts über mehrere Jahrhunderte hinweg – vom barocken Kammergut bis zur Auflösung nach 1945.
Das Tagebuch von Sigurd Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg aus dem Jahr 1945 dokumentiert mit persönlicher Eindringlichkeit den Zusammenbruch der alten Ordnung, das Kriegsende in Angern und den Beginn eines Lebens im sowjetischen Exil.
Christoph Daniel von der Schulenburg (1679–1763) war ein hochrangiger Offizier in sardischen Diensten, der als Gutsherr von Angern nicht nur militärische Disziplin, sondern auch ökonomischen Weitblick und barocke Repräsentationskultur in seine Baupolitik einfließen ließ.
Christoph Daniel baute eine bedeutende Waffensammlung auf, die sich durch ihren historischen und repräsentativen Charakter auszeichnete und bis heute als Ausdruck seines militärischen Standesbewusstseins und seines kunstsinnigen Sammelinteresses gilt.
Die Bibliothek des preußischen Generalfeldmarschalls Christoph Daniel von der Schulenburg im Schloss Angern war ein strategisch kuratierter Bildungskanon, der militärisches Wissen, politische Theorie und moralphilosophische Reflexion zum intellektuellen Fundament adeliger Selbstvergewisserung im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus verband.
Das Garderobeninventar des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg von 1752 ist ein einzigartiges Zeugnis barocker Besitz- und Ordnungskultur im mitteldeutschen Adel, das durch seine außergewöhnliche Detailliertheit nicht nur die materielle Lebenswelt eines hochrangigen Offiziers dokumentiert, sondern zugleich den Übergang von höfischer Repräsentation zu aufgeklärter Rationalität sichtbar macht und vielfältige Einblicke in die sozialen, kulturellen und funktionalen Strukturen adeliger Lebensführung bietet.