Das Geschlecht derer von der Schulenburg ist eines der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.
Die Struktur des Gutsarchivs Angern dokumentiert in bemerkenswerter Dichte die juristischen und eigentumsrechtlichen Grundlagen adeliger Herrschaft im 18. Jahrhundert. Kapitel 2 umfasst zentrale Quellen zu Lehnrechten, Besitzverhältnissen, Erbfolgen und Fideikommissbildung und ermöglicht damit einen tiefen Einblick in das rechtlich fundierte Machtverständnis Christoph Daniel von der Schulenburgs. Sein Bestreben, die zersplitterten Familiengüter zusammenzuführen und dauerhaft zu sichern, ist ein Paradebeispiel für die adlige Besitzpolitik im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus.
Die wirtschaftliche Dimension der Gutsherrschaft unter Christoph Daniel von der Schulenburg offenbart sich im Gutsarchiv Angern in einzigartiger Tiefe. Kapitel 3 des Bestandes H 13 gewährt detaillierten Einblick in Buchführung, Produktionslogik, Personalverwaltung und Ressourcennutzung eines spätfeudalen Gutsbetriebs. Die wirtschaftliche Organisation des Ritterguts Angern war dabei nicht nur Mittel zur Bestreitung des adeligen Lebensstils, sondern Teil einer umfassenden Strategie zur Sicherung, Modernisierung und Kontrolle der Herrschaft.
Kapitel 4 des Gutsarchivs Angern eröffnet einen dichten Quellenraum zu den sozialen Verhältnissen und Alltagserfahrungen im Umfeld der Gutsherrschaft unter Christoph Daniel von der Schulenburg. Es geht um mehr als um Verwaltung: Im Mittelpunkt stehen jene historischen Lebenswelten, die zwischen Herrschaft, Fürsorge, Disziplin und Gemeinschaft eingebettet waren. Die Akten bieten einen Blick auf das soziale Gefüge einer ländlichen Welt im Übergang vom traditionellen Feudalmodell zur verwalteten und zunehmend durchregulierten Agrargesellschaft.
Kapitel 5 des Gutsarchivs Angern erlaubt einen profunden Einblick in die gebaute Herrschaft und die räumliche Ordnung unter Christoph Daniel von der Schulenburg. Architektur, Infrastruktur und Raumerschließung wurden hier nicht nur als funktionale Notwendigkeiten, sondern als Ausdruck politischer und sozialer Macht verstanden. Die archivalische Überlieferung belegt, dass der barocke Neuaufbau von Schloss und Gut samt Wege-, Garten- und Wirtschaftsstruktur Teil eines umfassenden Programms zur Repräsentation, Kontrolle und dauerhaften Verankerung gutsherrlicher Ordnung war.
Kapitel 6 des Gutsarchivs Angern führt in das genealogische, kulturelle und symbolische Zentrum der Familie von der Schulenburg. Es behandelt das Selbstverständnis, die Traditionspflege und die dynastischen Praktiken eines Adelsgeschlechts, das sich nicht nur über Besitz, sondern auch über Geschichte, Erinnerung und Abstammung definierte. Christoph Daniel von der Schulenburg wird hier nicht mehr nur als Gutsherr, Bauherr oder Richter sichtbar – sondern als Familienoberhaupt, Stifter, Gedächtnisträger und strategischer Gestalter von Rang und Namen.
Kapitel 7 des Gutsarchivs Angern öffnet den Blick über die Grenzen des Guts und der Altmark hinaus. Es dokumentiert, wie sehr die Familie von der Schulenburg im 18. Jahrhundert in überregionale, ja sogar europäische Kontexte eingebunden war. Christoph Daniel von der Schulenburg war nicht nur lokal wirksamer Gutsherr, sondern zugleich Militär, Diplomat, Netzwerker und transnationaler Akteur. Das Archiv belegt damit eindrucksvoll, wie Mobilität, Vernetzung und Territorialität sich in der adligen Lebenspraxis wechselseitig durchdrangen.
Die Angernsche Dorfordnung im Spiegel der Magdeburgischen Polizeiordnung: Ein Beispiel adliger Herrschaftspraxis im 18. Jahrhundert. Als Ausdruck eines frühabsolutistischen Staatsverständnisses sah sich der Landesherr verpflichtet, das „gemeine Beste“ durch strikte Ordnung und Kontrolle zu sichern[1]. In zahlreichen Adelsdörfern – wie im Fall von Angern – diente die Magdeburgische Polizeiordnung als rechtliche Grundlage oder zumindest als Vorbild für lokale Dorf- und Gerichtsordnungen, die unter dem Namen des jeweiligen Gerichtsherrn konkretisiert wurden.
„Von Bullen, Boten und Bauernpflicht“ – Ein Gutsherrschaftlicher Vergleich aus Angern anno 1563. Die Quelle Rep. H Angern Nr. 271 des Gutsarchivs Angern dokumentiert einen gerichtlichen Vergleich aus dem Jahr 1563, der zwischen den Brüdern „kurzer“ und „langer“ Busse von der Schulenburg – grundherrlichen Vettern in Angern – und der dortigen Gemeinde geschlossen wurde. In einem außergewöhnlich dichten Regelwerk wird nicht nur ein konkreter Konflikt beigelegt, sondern zugleich ein Einblick in das Gefüge altmärkischer Gutsherrschaft, bäuerlicher Pflichten und obrigkeitlicher Vermittlung ermöglicht. Das Dokument illustriert auf exemplarische Weise den Übergang von spätmittelalterlichen zu frühneuzeitlichen Herrschaftsformen im ländlichen Brandenburg.
Das Gutsarchiv Angern bewahrt als einzigartiges Quellenensemble die wirtschaftliche, soziale und administrative Geschichte des Ritterguts über mehrere Jahrhunderte hinweg – vom barocken Kammergut bis zur Auflösung nach 1945.
Das Tagebuch von Sigurd Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg aus dem Jahr 1945 dokumentiert mit persönlicher Eindringlichkeit den Zusammenbruch der alten Ordnung, das Kriegsende in Angern und den Beginn eines Lebens im sowjetischen Exil.
Christoph Daniel von der Schulenburg (1679–1763) war ein hochrangiger Offizier in sardischen Diensten, der als Gutsherr von Angern nicht nur militärische Disziplin, sondern auch ökonomischen Weitblick und barocke Repräsentationskultur in seine Baupolitik einfließen ließ.
Christoph Daniel baute eine bedeutende Waffensammlung auf, die sich durch ihren historischen und repräsentativen Charakter auszeichnete und bis heute als Ausdruck seines militärischen Standesbewusstseins und seines kunstsinnigen Sammelinteresses gilt.
Die Bibliothek des preußischen Generalfeldmarschalls Christoph Daniel von der Schulenburg im Schloss Angern war ein strategisch kuratierter Bildungskanon, der militärisches Wissen, politische Theorie und moralphilosophische Reflexion zum intellektuellen Fundament adeliger Selbstvergewisserung im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus verband.
Das Garderobeninventar des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg von 1752 ist ein einzigartiges Zeugnis barocker Besitz- und Ordnungskultur im mitteldeutschen Adel, das durch seine außergewöhnliche Detailliertheit nicht nur die materielle Lebenswelt eines hochrangigen Offiziers dokumentiert, sondern zugleich den Übergang von höfischer Repräsentation zu aufgeklärter Rationalität sichtbar macht und vielfältige Einblicke in die sozialen, kulturellen und funktionalen Strukturen adeliger Lebensführung bietet.